Internationale ökumenische Tagung: „Ich bin fremd gewesen, und ihr habt mich aufgenommen“
Minderheitskirchen im Einsatz für Minderheiten
52 ökumenische Gäste aus 22 Ländern sind unmittelbar vor dem Kirchentag in Haus Villigst zusammengekommen. „Ich bin fremd gewesen, und ihr habt mich aufgenommen“ – dieses biblische Motto der Hauptvorlage, die im November 2018 der Westfälischen Landessynode vorgelegt wurde, war auch das Thema der Tagung, zu der die Evangelische Kirche von Westfalen eingeladen hatte.
Wie vielschichtig und komplex das globale Phänomen der Migration ist, wurde in den einzelnen Berichten anschaulich. Wie Minderheiten in Mehrheitsgesellschaften leben, wie religiöse, ethnische und kulturelle Unterschiede dieses Leben einerseits bereichern, andererseits auch zu Spannungen und Konflikten führen, zeigten verschiedene Beispiele.
Die Evangelische Kirche am La Plata, vor rund 150 Jahren von deutschsprachigen Auswanderern gegründet, ist heute in den überwiegend katholischen Ländern Argentinien, Uruguay und Paraguay eine winzige Minderheit. Die junge Generation spricht in der Regel kein Deutsch mehr, aber dennoch, sagte Generalsekretärin Sonia Skupch, fühlt man sich den gemeinsamen Wurzeln verbunden: „Wir sind integriert, aber es ist immer noch ein Prozess, der weitergeht.“ Freiheit und Verantwortung – typisch evangelisch – sieht sie als den besonderen Beitrag an, den ihre Kirche in die Gesellschaft einbringen kann.
Budi Cahyono, Generalsekretär der christlichen Kirche in Ost-Java/Indonesien, berichtete von Anfeindungen durch radikale islamistische Kräfte. Seine Kirche suche den gemeinsamen Weg mit den friedliebenden Muslimen, die in Indonesien immer noch in der Mehrheit seien – auch wenn es eine starke Tendenz zur Radikalisierung gebe.
In Italien sucht die Waldenserkirche den gesellschaftlichen Dialog gegen die Abschottungspolitik ihrer Regierung, die Schiffen mit geretteten Flüchtlingen die Landung in italienischen Häfen verweigert. Dazu gehöre auch die mühsame Auseinandersetzung mit den Behörden, sagte Alessandra Trotta, Mitglied der Kirchenleitung. Sie schilderte, wie sich Kirchengemeinden verändern, die Flüchtlinge aufnehmen.
Pfarrerin Dr. Sigrid Rother aus Ohio von der United Church of Christ (UCC) in den USA berichtete von den oft kleinen und mühsamen Hilfsmaßnahmen an der Grenze zu Mexiko ebenso wie von entschiedenen Statements gegen die menschenverachtende Politik ihrer Präsidenten. Die UCC ist eine der wenigen Kirchen in den USA, die sich ohne Wenn und Aber für alle Menschen einsetzt und sie einlädt, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder sexueller Orientierung.
In Sri Lanka leben Singhalesen und Tamilen, die auf eine lange Geschichte der Feindschaft zurückblicken, gemeinsam in der Methodistischen Kirche. Deren Bischof, Asiri Priyalal Perera, sieht darin ein Modell für die Gesellschaft seines Landes, wo die singhalesische buddhistische Mehrheit den Ton angibt.
Die Ergebnisse der Tagung fließen in den Prozess der Stellungnahmen ein, mit dem sich die Landessynode im November 2019 befassen wird.
Außer konzentrierter Arbeit gab es auch Zeit zum Austausch, zur Entspannung und Kultur. Der erste Gospelchor Kubas, El Coro Gospel de Cuba, sorgte kraftvoll und schwungvoll für die musikalische Gestaltung des Empfangs am Vorabend des Kirchentags. Die ökumenischen Gäste machten sich am nächsten Tag auf den Weg nach Dortmund.