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Geflüchtete „Beim Namen nennen“

Mahnmal in Dortmund

Ein temporäres Mahnmal in Dortmund anlässlich des Weltflüchtlingstags erinnert an 52.760 Kinder, Frauen und Männer, die seit 1993 beim Versuch, nach Europa zu flüchten, gestorben sind.

Die künstlerische Intervention nennt – sofern möglich – die Verstorbenen beim Namen. Dies greift ein Anliegen von Annette Kurschus auf, die die Schirmherrschaft von „Beim Namen nennen“ in Deutschland übernommen hat. 
 
Es ist bedrückend: Namen und Schicksale der Verstorbenen werden in der Dortmund Reinoldikirche vorgelesen. 24 Stunden, ohne Pausen, folgt Schicksal auf Schicksal. Die erste halbstündige Lesung übernahm die Superintendentin Heike Proske. Viele Persönlichkeiten der Stadtgesellschaft beteiligen sich an den insgesamt 48 Lesungen, außerdem Engagierte aus Dortmunder Flüchtlingsinitiativen und viele Jugendliche. Zur jeweils vollen Stunde erklingt ein Musikstück im Kirchraum. Viele der Musikerinnen und Musiker sind Mitglieder der Dortmunder Philharmoniker. 
 
Die Schirmherrschaft von „Beim Namen nennen“ in Deutschland übernahm Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Ev. Kirche Deutschland und Präses der Ev. Kirche von Westfalen. Sie sagt: „Teuflisch ist es, dass abertausende Menschen, die bei ihrer Flucht umkommen, namenlos bleiben. Sie werden an Grenzzäunen getötet und ertrinken im Mittelmeer. … Jeder einzelne der vielen Toten ist ein unverwechselbarer, einmaliger Mensch, von seinen Eltern beweint, von seinen Kindern vermisst, von seinen Lieben geliebt. Auch wenn die vielen Menschen geflüchtet sind – sie sind nicht flüchtig wie Schall und Rauch. Sie sind keine Nummern. Sie haben in Ewigkeit einen Namen. Jeder Name, der gelesen wird, ist ein Protest gegen ihren bitteren Tod.“
 
Leicht bewegen sich viele tausende weiße Papierbänder im Wind. Seit mehreren Monaten haben mehrere hundert Menschen in Dortmund diese Papierbänder beschrieben, mit den Namen und Schicksalen der an den Grenzen Europas verstorbenen Menschen. Auch hier beteiligten sich viele junge Menschen. Rund 36.000 Namensbänder wurden geschrieben. Sie werden jetzt, nach und nach am Mahnmal befestigt. In der Mittagszeit des Weltflüchtlingstags flattern schon rund 15.000 der beschriebenen Namensbänder in dem beeindruckenden Mahnmal.
 
Mit den Lesungen in der Dortmunder Citykirche und dem zentralen Mahnmal wird die Aufmerksamkeit der Menschen in der Dortmunder Innenstadt auf das Elend an den Grenzen Europas gelenkt. Pfarrerin Susanne Karmeier, die alle Aktionen zum Weltflüchtlingstag in Dortmund gemeinsam mit Alt-Superintendent Paul-Gerhard Stamm organisiert hat, sagt, „Wir rücken Menschen in den Mittelpunkt, die zu uns kommen, die aber nicht angekommen sind, die gestorben sind. Es geht darum, die Würde aller Menschen in den Blick zu nehmen – und auch die Rechte von Geflüchteten.“ 
 
Die Aktionswoche in Dortmund geht bis zum 23. Juni.
Michael Hoffmann

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