Botschaft zum Himmelfahrtstag von Präses und EKD-Ratsvorsitzender Annette Kurschus
„Gottes Frieden in die Welt tragen“
Zum Himmelfahrtstag (26.5.2022) hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, dazu aufgerufen, sich in schwierigen Zeiten für Frieden und Versöhnung einzusetzen und Hass und Gewalt zu überwinden. Dabei erinnerte sie an den Abschiedssegen, den Jesus in der biblischen Erzählung von seiner Himmelfahrt den Jüngern zugesprochen hatte: „Als er sie segnete, schied er von ihnen“ (Lukas 24,51).
Jesu Segen sei eine Ermutigung zum Leben – auch und gerade in einer Welt, die von Angst und Ungewissheit gebeutelt ist: „Jesus ermutigt mit diesem Abschiedssegen dazu, Gottes Frieden in die Welt zu tragen, seine Versöhnung, seine Gerechtigkeit, seine Liebe – gegen Hass, Gewalt, Gleichgültigkeit und Unfrieden“, so Kurschus in ihrer Botschaft zum Himmelfahrtstag.
„In manchen Kirchen wird an Christi Himmelfahrt nach diesen Worten die Osterkerze ausgeblasen – das Licht, das die Gegenwart Christi symbolisiert“, erinnert Kurschus. „Dieses Ritual steht für eine schmerzlich reale menschliche Erfahrung: Wir vermissen Christus, wir vermissen Gott bei uns auf der Erde. Hier und jetzt. In den gegenwärtig zerrissenen Zeiten womöglich besonders.“
Angesichts des Leides von mehr als 100 Millionen Menschen, die sich gegenwärtig weltweit auf der Flucht vor Krieg und Not und Hunger befinden, sei „Christi Himmelfahrt ein höchst aktuelles Fest“, so die EKD-Ratsvorsitzende: „ein Fest, an dem wir vor Gott bringen, dass er fehlt – und wie er fehlt. Gerade wer auf Gott vertraut, leidet oft besonders daran, wie fern er scheint.“
„Vor Gott und mit Gott ohne Gott zu leben“, wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer das Christsein während seiner Inhaftierung durch die Gestapo einmal beschrieben habe, heiße auch, „auf die Macht des Lebens zu setzen – allen grausamen und subtilen Spielarten des Todes zum Trotz. In der festen Gewissheit, dass Gott die Welt in seinen Händen hält.“
Jesu Himmelfahrt wird in der Bibel mit einer bildlichen Szene geschildert: 40 Tage lang war Jesus nach der Auferstehung mit seinen Jüngern zusammen, dann „wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen“ (Apostelgeschichte Kapitel 1, Vers 9). In der Himmelfahrt kommt zum Ausdruck, dass Jesus nicht mehr leiblich unter uns ist. Christen vertrauen darauf, dass er umso gewisser, ungebunden an Ort und Zeit, mit seiner Kraft und Liebe gegenwärtig ist. Zahlreiche Kirchengemeinden feiern ihre Himmelfahrtsgottesdienste traditionell im Freien. Die EKD-Ratsvorsitzende predigt am Himmelfahrtstag um 10 Uhr im Festgottesdienst zum 1000jährigen Kirchenjubiläum in der St. Marienkirche zu Minden. (EKD)