Jugendliche im Einsatz für Gemeinde
Für Kirche arbeiten? Das ermöglicht das Kompassjahr ab 2023
Neulich auf der Berufsmesse: „Was machen Sie denn hier?“, fragt die Frau mittleren Alters mit einem freundlichen, aber fragenden Gesicht. Schneller als viele andere hat sie den Machkirche-Messestand identifiziert als evangelisches Angebot auf der Berufsmesse. Und hat trotzdem, wie andere vermutlich auch, nicht sofort auf dem Schirm gehabt, was die Evangelische Kirche von Westfalen auf einer Berufsmesse für Jugendliche macht.
Die freundliche Frau ist in guter Gesellschaft. Vor allem in Gesellschaft der Jugendlichen, die die EKvW gerade mit Machkirche umwirbt. Dass man bei Kirche auch arbeiten kann, daran denken Menschen nicht als allererstes. In der letzten Sinus Jugendstudie von 2020 heißt es dazu nüchtern: „Scheinbar gehört die Kirche als Arbeitgeberin für viele Jugendliche nicht zu ihrem Mindset. Teilweise ist man unsicher, etwas skeptisch und vielen fehlt einfach der Bezug.“
Eine direkte Erfahrung in einem kirchlichen Beruf ermöglicht jetzt das Kompassjahr. Es gibt auf Youtube zwar schon professionell gemachte Imagefilme zum Pfarrberuf, zum/r Gemeindepädagog*in / Diakon*in, zum/r Relilehrer*in oder zum/r Kirchenmusiker*in. Es gibt die Website von Machkirche mit allen Informationen zu den Berufsfeldern, den Machkirche Instakanal mit aktuellen Eindrücken aus der Arbeit rund um die Nachwuchswerbung. Aber die allerbeste Werbung ist und bleibt der direkte Eindruck vom Berufsfeld, den sich ein Interessent selbst machen kann. Für diese Erfahrungen im Beruf sollte es idealerweise eine stabile Struktur geben, abgesichert mit einer kleinen Entlohnung, Sozialversicherung, guter Begleitung und viel Praxis.
Das Kompassjahr bietet das alles und es wird schon ab Sommer 2023 möglich sein, daran teilzunehmen. Wie muss man sich das vorstellen? Ganz ähnlich wie ein Freiwilligendienst (FSJ), der als Diakonisches Jahr vom Amt für Jugendarbeit in Villigst organisiert wird. Das Kompassjahr wird ein eigener Kurs innerhalb des Diakonischen Jahres sein. Mit einem eigenen Programm und einem eigenen pädagogischen Begleitungsteam. Jugendliche können sich schon jetzt dafür bewerben.
Beim Bewerbungsgespräch wird direkt erfragt, in welchem Berufsfeld die praktischen Erfahrungen gewünscht werden. Als Kirchenmusiker*in vielleicht? Dann wird im folgenden Schritt geklärt, wo eine gute Einsatzstelle sein könnte mit einem inspirierenden Anleiter. Darüber hinaus wird es an weiteren Stellen im jeweiligen Kirchenkreis oder in der EKvW Orte und Institutionen geben, an denen zusätzliche Lernerfahrungen ermöglicht werden. Und vielleicht lässt sich auch ein willkommener Baustein für den nächsten Schritt in der beruflichen Entwicklung organisieren. Für die anderen Berufsfelder gilt das gleiche.
Aktuell ist das Kompassjahr-Vorbereitungsteam in der Akquise. In jedem Kirchenkreis werden mindestens zwei Orte gesucht, an denen Jugendliche während ihres Kompassjahres gute Eindrücke aus der praktischen Arbeit sammeln können. Evangelische „Kirche von morgen“ dabei schon jetzt erleben zu können, ist der Anspruch des Kompassjahres. Einige vielversprechende Einsatzstellen gibt es schon. Sie ermöglichen es den Teilnehmenden, gezielt kirchliche Berufsfelder auf ihre Eignung für die eigene Berufswahl zu überprüfen. Diese praktischen Erfahrungen in einem kirchlichen Beruf und eine abschließende Exkursion an einen ökumenischen Lernort bedeuten für die Teilnehmenden des Kompassjahres eine enorme Horizonterweiterung. Und mindestens diese eine Erkenntnis: es gibt spannende Berufsfelder in der Evangelischen Kirche.
Pfarrer Holger Gießelmann kümmert sich in der EKvW um die Nachwuchsgewinnung