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Fachtag in Villigst zieht Zwischenbilanz zu kirchlicher und diakonischer Flüchtlingsarbeit

Flüchtlingshilfe mit Rückenwind

Seit 2014 fördert die Evangelische Kirche von Westfalen die kirchliche und diakonische Flüchtlingsarbeit mit zusätzlichen Sondermitteln - seit 2016 mit jährlich 500.000 Euro.

Beim Fachtag »Flüchtlingshilfe mit Rückenwind« in der Evangelischen Akademie Villigst zogen jetzt Vertreter der EkvW, der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, Aktive der Flüchtlingsarbeit und Vertreter der Landespolitik und Landesverwaltung eine sehr positive Zwischenbilanz. Man war sich einig: Mit starkem persönlichen Einsatz, Kreativität und Fachkompetenz wird wichtige und nachhaltige Arbeit geleistet.

Auch Albert Henz, theologischer Vizepräsident der EKvW und Initiator der Sondermittel, bezeichnete den Einsatz der Landeskirche für die Flüchtlingshilfe als eine Erfolgsgeschichte: »Schon 2015, dem Jahr des großen Flüchtlingszugangs, haben wir als Kirche unbürokratisch enorm effektive Arbeit geleistet. Auch wenn die anfänglich positive Stimmung inzwischen einem problematischen Klima gewichen ist, wird die Kirche, die nah an der Situation dran ist, weiter mit Beratungen gegen bestimmte BAMF-Bescheide vorgehen, sich gegen AnkER-Zentren aussprechen und für den Erhalt des Kirchenasyls einsetzen.«

Andreas Bothe, Staatssekretär im NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration, teilte die Auffassung der veränderten Stimmung gegenüber der Flüchtlingsbewegung: »Von der Willkommenskultur ist vielerorts nicht mehr viel geblieben.« Er plädierte für ein Aufenthaltsrecht für langjährig gut integrierte Geduldete. »Wir brauchen dringend eine Neuordnung der Flüchtlings- und Einwanderungspolitik«, forderte Bothe. Notwendig sei, endlich ein Einwanderungsgesetz zu entwickeln. Ein unkontrollierter Zuzug, wie in den Jahren 2015 und 2016, dürfe sich nicht wiederholen. An dem Bundesprojekt AnkER-Zentren werde Nordrhein- Westfalen sich nicht beteiligen.

Berichte der Verantwortlichen und Mitarbeitenden in den geförderten Projekten zeigen anschaulich, wie mithilfe der Sondermittel zum Beispiel die Integration von Geflüchteten bedarfsgerecht gelingen kann. Individuelle Begleitung, Aufbau von Schulungsangeboten für Geflüchtete und Ehrenamtliche, professionelle psychosoziale Beratung machen dies möglich. Beispielsweise kann in einem Projekt Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind, besonderer Schutz und Beratung angeboten werden. In einem anderen Projekt werden junge Erwachsene auf dem Weg in die berufliche und soziale Eingliederung begleitet.

»Die kirchlich-diakonische Flüchtlingsarbeit hat immer auf die Veränderungen in der Flüchtlingspolitik in NRW beispielhaft reagiert. Das lässt sich an den Förderschwerpunkten zeigen, die jährlich für die Vergabe der Sondermittelfestgelegt wurden«, zeigte Dietrich Eckeberg von der Diakonie RWL in seinem Grundsatzreferat auf. Als einen großen Erfolg kann der Wechsel der Förderung der »psychosozialen Erstberatung in der Zentralen Unterbringungseinrichtung Borgentreich (Kreis Höxter)« zum Land NRW gewertet werden. Bisher aus Sondermitteln finanziert, soll es nun zum Pilotprojekt des Landes werden, womöglich auch zum Modell für alle Landesunterbringungen.

Allerdings, so stellte Helge Hohmann, Beauftragter der EKvW für Zuwanderungsarbeit, fest, führe der Rückgang der Flüchtlingszahlen vielerorts zu Kürzungen der Mittel und Mitarbeiter sowohl bei Kommunen, Wohlfahrtsverbänden als auch bei Kirchen. »Die Arbeit mit Geflüchteten ist aber nicht weniger geworden, im Gegenteil, wie dieser Fachtag deutlich gezeigt hat.« Die Arbeit mit Geflüchteten habe sich nur gewandelt von ›Hilfen beim Ankommen‹ zur ›Begleitung im Integrationsprozess‹. Zudem bedürfe es sowohl der juristischen Begleitung bei inakzeptablen Asylantragsentscheidungen als auch der individuellen Begleitung komplexer Integrationsbiografien.

In der abschließenden Diskussion sprachen sich die Teilnehmenden an der Fachtagung in einer Resolution für die Verstetigung der Mittel für die Flüchtlingsarbeit aus - möglichst in der bisherigen Höhe.

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