Sport und Glaube als Lebenskunst
Bewegt Belebt Begeistert
Sport und Glaube als Lebenskunst? Einer, der dazu viele Erfahrungen gemacht hat, ist Hans-Peter Durst. Bei einem schweren Verkehrsunfall verlor er den Gleichgewichtssinn und teilweise das Sehvermögen. Seitdem hat er höchst erfolgreich an den Paralympics teilgenommen – auf einem Dreirad. In Rio de Janeiro 2016 errang er zwei Goldmedaillen. „Bewegt Belebt Begeistert“ war das Motto der Gesprächsrunde im Zentrum Sport am Donnerstag.
Mit dabei war auch eine Frau, die als Biathletin eine glänzende Karriere hinter sich hat, mehrfach Weltmeisterin wurde – und dann mit 25 Jahren zur Überraschung vieler aus dem aktiven Sport ausstieg: Magdalena Neuner. In 16 Jahren Hochleistungssport habe sie stärker zu ihrer Spiritualität gefunden, als es in einem anderen Beruf der Fall gewesen wäre, bekannte sie. Aber: „Ich bin froh, dass ich mich damals nicht vom Ausstieg habe abbringen lassen. Die Entscheidung war genau richtig.“
Thomas Weber, Gemeindepfarrer in Gevelsberg, hat als Seelsorger schon viele Olympische Spiele begleitet. „Die Sportler sind froh und dankbar, dass es in der Mannschaft Menschen gibt, mit denen man ganz normal reden kann“, berichtete er. „Zum Beispiel über die Frage: Was ist das Wichtigste im Leben und auch im Sterben?“ Ein solcher Ansprechpartner hätte ihr damals gutgetan, bekannte Magdalena Neuner: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“, sagte die Gewinnerin vieler Goldmedaillen, die sehr offen von den Schattenseiten des Erfolgs sprach. „Man wird herumgereicht, vorgezeigt, der ständige Druck ist riesig. Irgendwann kommt der Punkt, wo man müde ist.“
Der Blick hinter die glanzvollen Kulissen des Hochleistungssports ist für Pfarrer Weber eine wertvolle Erfahrung seiner Arbeit. Er mag die junge Sportler, denen er zur Seite steht und die alles geben, aber: „Sport ist nicht alles.“
Das gilt auch für den Paracycler Hans-Peter Durst, dem der Sport so viel geholfen hat. Was nach dem Unfall mit schlimmen Folgen zählte, war sein Glaube als evangelischer Christ, zu dem er sich ganz offen und unverkrampft bekennt. Und seine Ehefrau und viele Freunde, die ihn getragen haben.
Seine Erfahrungen decken sich durchaus mit den Grundlagen, die Dr. Stefan Schneider, Sportwissenschaftler und Theologe, eingangs dargestellt hatte. „Bewegung ist ein fundamentales Prinzip menschlichen Seins“ – viele gesundheitlichen Probleme, zum Beispiel Rückenleiden oder Übergewicht, sind dem Bewegungsmangel geschuldet. Seelische Erkrankungen seien die weitere Folge. „Körperlichen Fitness ist die Grundlage gesellschaftlicher Teilhabe. Soziale Isolation dagegen führe zu körperlichem Abbau und zu Demenz.