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Ukraine-Krieg verändert Alltag und diakonische Arbeit

Besuch beim Polnischen Ökumenischen Rat in Warschau

„Durch den Krieg in der Ukraine erleben wir zurzeit ganz neue Herausforderungen.“ Dr. Grzegorz Giemza, Direktor des Polnischen Ökumenischen Rates mit Sitz in Warschau, berichtete einer Delegation der EKvW vom vollkommen veränderten Alltag im Nachbarland. Landeskirchenrat Dr. Albrecht Philipps zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Partnerkirchen - und sagte weitere Unterstützung zu.

Fast alle lutherischen, reformierten, orthodoxen und methodistischen Gemeinden haben als gastfreundliche Kirchen ihre Gemeindehäuser geöffnet, schnelle humanitäre Hilfe organisiert und vielen Kriegsflüchtlingen eine vorübergehende Unterkunft gegeben, berichtete Giemza. Sogar im Gebäude des Polnischen Ökumenischen Rates (PÖR) selbst befindet sich eine Schlafstätte in freistehenden Räumen, wo bis heute neun Matratzen lagern. Womöglich werden sie in diesem Winter erneut gebraucht, in Polen rechnet man mit einem erneuten Anstieg der Flüchtlingszahlen im Winter. Sieben Millionen Menschen sind bisher vor dem Krieg nach Polen geflohen.

Neue Spannungen

Der Alltag in den großen Städten Polens hat sich verändert. Überall auf den Straßen hört man nun Ukrainisch und Russisch. Orthodoxe Gemeinden erwarteten neue Mitglieder und erleben dabei Vorbehalte ukrainischer Flüchtlinge, die gottesdienstliche Gastfreundschaft lieber bei der katholischen Kirche suchen, weil sie die Polnisch-Orthodoxe Kirche mit der Russisch-Orthodoxen Kirche identifizieren. Das irritiert die Ökumene vor Ort und führt zu neuen Spannungen zwischen der polnischen Orthodoxie und der römisch-katholischen Kirche in Polen.

Die lutherische Diakonie musste in kurzer Zeit einen zweiten Bereich ihres Engagements für Geflüchtete aufbauen, da sie bereit seit 2020 an der polnisch-belarussischen Grenze engagiert ist. Spendengelder der Diakonie Katastrophenhilfe ermöglichten die Organisation und Finanzierung der humanitären Hilfe für Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer in Polen und machten die Eröffnung eines zweiten Büros in Warschau möglich. Sie teilen sich die Büroetage mit dem Lutherischen Weltbund, der sich auf Anraten der polnischen Partnerkirche als gemeinnützige Stiftung in Polen registriert hat und mit internationaler Unterstützung in sechs großen Städten in Polen in der humanitären Soforthilfe tätig ist.

„Als christliche Kirche sind wir den Menschenrechten verpflichtet, das gilt für Fußballweltmeisterschaften genauso wie in Kriegs- und Flüchtlingskrisen“, so lautete ein Fazit von Jerzy Samiec, Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen im Gespräch. Auch das Elend der Geflüchteten aus Syrien und Afghanistan an der polnisch-belarussischen Grenze benötigt das fortwährende Engagement von Kirchen und NGOs in Polen.

Symposium in Bielefeld

Vom 22. bis 25. November besuchten Landeskirchenrat Dr. Albrecht Philipps, Ökumenedezernent der EKvW, Pfarrerin Stephanie Lüders, Vorsitzende des Unterausschusses Europa, und Thomas Krieger, Europareferent im Amt für MÖWe den PÖR und seine Mitgliedskirchen in Warschau. Im April 2023 lädt die EKvW seine polnischen Partnerkirchen zu einem gemeinsamen Symposion zum Thema „Kulturelle Diversität in Kirchen“ nach Bielefeld ein. Die Vorbereitung des Symposions war ebenfalls Gegenstand der dreitägigen Gespräche. „Wir sind beeindruckt von dem großen Engagement unserer Partnerinnen und Partner in Polen und werden sie weiter unterstützen“, sagte Albrecht Philipps in Warschau.

Hintergrund
Im Polnischen Ökumenischen Rat, gegründet 1949, sind sieben Diasporakirchen in Polen zusammengeschlossen. Die Polnisch-Orthodoxe Kirche, seit etwa 100 Jahren eine autokephale Kirche, ist mit etwa 300.000 Mitgliedern die größte Kirche im PÖR, gefolgt von den polnischen Lutheranern mit zurzeit etwa 60.000 Mitgliedern. Es folgen Methodisten, Baptisten, Altkatholiken, Mariawiten und Reformierte mit jeweils weniger als 10.000 Mitgliedern.

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