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Digitale Landessynode: Westfälische Synode tagt erstmals seit 1946 nicht in Bethel

Konzentriert, stringent und fokussiert

Die diesjährige Landessynode markiert für die Evangelische Kirche von Westfalen einen historischen Einschnitt: Das Kirchenparlament der 2,2 Millionen westfälischen Protestanten tagt in dieser Woche nicht nur erstmals per Videokonferenz. Es ist auch das erste Mal überhaupt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, dass die Synode nicht in Bielefeld-Bethel zusammenkommt.

Vor einem Dreivierteljahrhundert - am 15. Juli 1946 - traf sich die damals von den Kreissynoden neu gebildete „Provinzialsynode“ erstmals im Betheler „Assapheum“. Der Tagungsort blieb bis heute.

Insgesamt 150 Synodale nahmen vor 74 Jahren unter der Leitung des ersten westfälischen Präses Karl Koch an den fünftägigen Beratungen teil, wie eine Chronik verrät. In sechs Sitzungen fasste die Provinzialsynode 17 Beschlüsse und bestimmte Bielefeld endgültig zum Sitz der Kirchenleitung. Seither tagte auch die Landessynode jedes Jahr eine Woche lang in Bethel, um über alle wichtigen Belange der viertgrößten deutschen Landeskirche zu beraten und zu beschließen.

Live aus dem „Synodenstudio“: Synode von zu Hause

Die Corona-Pandemie unterbricht diese Tradition: Die mehr als 200 Synodalen und Gäste tagen bis Donnerstag ausschließlich digital und sitzen vor ihrem heimischen PC, Laptop oder Tablet. Vorträge, Wortmeldungen, Statements, Anträge, sogar Abstimmungen und Wahlen: Alles wird über die Videokonferenz-Software Zoom abgewickelt. Selbst der Eröffnungsgottesdienst kommt mit Live-Ansprachen und eingespielter Musik aus Schwelm via Internet zu den Synodalen.

Lediglich in einem großen Saal im Landeskirchenamt in Bielefeld ist eine Art Studio aufgebaut, in dem während der gesamten viertägigen Synode die leitende Theologin, Präses Annette Kurschus, und die beiden Vizepräsidenten Ulf Schlüter und Arne Kupke sitzen. Sie leiten von dort aus die Beratungen. Auch alle Kandidaten bei den anstehenden Wahlen - etwa zur Kirchenleitung - treten in diesem Saal an ein Mikrofon, um sich der Synode vorzustellen.

Konzentriert, stringent und fokussiert – aber kein Zukunftsmodell

Kurschus-Stellvertreter Schlüter kann dem digitalen Arbeiten durchaus etwas abgewinnen: Es ermögliche konzentriertes, stringentes und fokussiertes Arbeiten, "man kommt etwas schneller zu den Themen", sagt er. Wichtig ist ihm, dass auch die Ausschüsse in mehreren Phasen beraten: Es müsse ausführliche inhaltliche Aussprachen über die Vorlagen geben und nicht nur "frontales Programm".

Ein Zukunftsmodell werde die Videokonferenz aber für eine Landessynode nicht sein, auch wenn sie aktuell die Organisation der Tagung sicherstelle, betont der Theologische Vizepräsident. Ein erfreulicher Nebeneffekt der Video-Synode ist gleichwohl, dass die westfälische Kirche insbesondere durch den Wegfall der Fahrt- und Hotelkosten rund 50.000 Euro gegenüber einer Präsenzsynode spart.

Was fehlt, ist der „gemeinsame Weg“

Schlüter fehlen aber reale persönliche Begegnungen und der Austausch am Rande des offiziellen Programms: „Synode bedeutet ,gemeinsamer Weg‘, und den muss es auch geben.“ Eine Videosynode sei „nichts, was man sich wünscht, und eine Synode sollte in der Regel auch weiter in Präsenz tagen“. Während der jüngsten Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) habe es persönliche Begegnung vor allem über Chats gegeben, das habe er allerdings eher als unangenehm erlebt.

Ausnahmen könnten nach Ansicht des 58-jährigen Theologen spezielle Tagungen wie eine reine Finanzsynode sein. Aber es werde hoffentlich ab 2021 oder spätestens 2022 auch wieder Präsenzsynoden geben: „Die Tagungen dieses Gremiums können auf Dauer nicht durch ein digitales Format ersetzt werden.“

Ab 2021 zwei Tagungen pro Jahr

Klar ist für die kommenden zwei Jahre bereits eine andere Änderung: Die westfälische Kirche will ein neues Modell testen, bei dem die Landessynode nicht nur einmal, sondern zweimal im Jahr und dafür kürzer tagt. Spätestens 2022 soll entschieden werden, ob sich das bewährt hat. Beibehalten wird in jedem Fall auch bei Vor-Ort-Tagungen das 2018 eingeführte Prinzip, auf Printvorlagen weitgehend zu verzichten und mit Laptop und Tablet zu tagen. Der Papierverbrauch wurde dadurch von bis zu 300.000 auf zuletzt 20.000 Blatt reduziert. (Ingo Lehnick, epd)

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