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Erstmals Vorausberechnung der kirchlichen Entwicklung in Deutschland bis 2060

Kirche will Wandel gestalten

MedienInfo 32/2019
 

Stärker als bisher angenommen kann die Kirche ihre Entwicklung aktiv beeinflussen und gestalten. Das geht aus einer Mitglieder- und Kirchensteuervorausberechnung bis zum Jahr 2060 für die evangelische und katholische Kirche in Deutschland hervor. Sie ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts der Universität Freiburg.

Zugleich bestätigen die Berechnungen vieles, was sich bisher ungefähr abzeichnete. Die Evangelische Kirche von Westfalen wird in gut 40 Jahren voraussichtlich 1,25 Millionen Mitglieder weniger haben als heute – ein Minus von derzeit 2,24 Millionen auf 990.000. Zwar hat der Rückgang zu zwei Dritteln demografische Gründe: weniger Geburten als Sterbefälle. An diesem Faktor lässt sich nichts ändern. Bei einem Drittel jedoch – Taufverhalten und Austritte – hat die Kirche durchaus Einfluss.

„Wir warten nicht, bis uns die Entwicklung einholt“, sagt Präses Dr. h. c. Annette Kurschus: „Um langfristig verantwortlich zu planen, haben wir jetzt eine belastbare Grundlage. Und ein deutliches Signal, wie wichtig es ist, den Weg des Wandels aktiv gestaltend weiterzugehen. Das tun wir im festen Vertrauen darauf, dass Gott selbst seine Kirche erhält. Unser Blick auf die Wirklichkeit ist gerade deshalb nüchtern und realistisch. Viele Menschen an vielen Orten geben unserer Kirche mit beindruckendem Einsatz und erstaunlicher Kreativität ein unverwechselbares Gesicht und eine hoffnungsvolle Ausstrahlung. Darüber staune ich oft, und dafür bin ich dankbar.“

Weniger Mitglieder bedeuten auch sinkende Kirchensteuereinnahmen. Juristischer Vizepräsident Dr. Arne Kupke: „Von derzeit 560 Millionen Euro verlieren wir bis zum Jahr 2030 jeden fünften Euro.“ Der leitende Jurist weist außerdem darauf hin, dass die westfälische Landeskirche schon jetzt zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten entwickelt, um die Kirchensteuer zu ergänzen – zum Beispiel durch systematisches Fundraising.

Zum Wandel gehört eine umfassende Aufgabenklärung. „Dieser Weg ist bereits beschritten“, so der Theologische Vizepräsident Ulf Schlüter: „Was müssen wir tun, was können wir lassen? Wir sind ein personalintensiver Betrieb; der weitaus größte Teil unserer Ausgaben sind Personalkosten. Kein kirchliches Handlungsfeld ist allein darin begründet, dass man es schon immer gemacht hat.“

Drei für viele: Beispiele für gelingende kirchliche Arbeit

Vesperkirche Gütersloh

In der Martin-Luther-Kirche Gütersloh wird jedes Jahr zwei Wochen lang ein Mittagstisch angeboten. Dabei kommt es zur Begegnung ganz unterschiedlicher Menschen – alle Altersgruppen, soziale Schichten, kirchlich Verbundene und Kirchenferne erfahren Gemeinschaft beim Essen. Ein geistlicher Impuls und ein Kulturprogramm gehören dazu. Eine große Schar ehrenamtlicher Frauen und Männer sorgt für das Gelingen. Auch in Bielefeld ist eine Vesperkirche geplant.

Jugendkirchen - Jugendliche gestalten Kirche mit

In Jugendkirchen können junge Menschen mit ihrer eigenen Kultur Heimat finden. Sie begegnen in der Sprache, den Formen und Gemeinschaften ihres Lebens der Botschaft des Evangeliums und können so Kirche sein. Ihre Musik, Disco, Internet, Film-Clips, Erlebniskultur u.a. sind die Medien. Jugendkirchen in verschiedener Form gibt es in Bielefeld, Hagen, Hamm, Herne, Iserlohn, Lippstadt, Siegen, Soest und Werl.

Deutscher Evangelischer Kirchentag

Der Kirchentag als selbständige Laienbewegung ist eine ganz besondere, einzigartige Form kirchlichen Lebens: ein großes Glaubensfest, das alle zwei Jahre auf Einladung einer Landeskirche an verschiedenen Orten in Deutschland stattfindet, demnächst in Dortmund (19. bis 23. Juni). Rund 100.000 Menschen erleben fünf Tage Spiritualität, aktuelle gesellschaftspolitische Diskussionen und vielfältige Kultur.

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