DEKT 2019: Präses Dr. h. c. Annette Kurschus predigte am KirchentagsSonntag in Bielefeld
Gottes Güte ist nicht rationiert und niemand kommt zu kurz
MedienInfo 13/2019
Der Countdown für den 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT), der vom 19. bis 23. Juni 2019 in Dortmund stattfinden wird, läuft. 116 Tage noch – aber mit dem so genannten „KirchentagsSonntag“ kam bereits jetzt Kirchentagsflair in die Gemeinden. Westfalenweit wurden am Sonntag (17. Februar) insgesamt 118 besondere „KirchentagsSonntags-Gottesdienste“ gefeiert. Einer davon mit Präses Dr. h. c. Annette Kurschus in der Bielefelder Matthäuskirche.
In Ihrer Predigt griff die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) den Kirchentagspsalm – Psalm 23 („Der Herr ist mein Hirte“) – auf und warb für einen Kirchentag, „der auch und gerade da, wo er kritisch ist, nicht nörgelt, nicht besser weiß und nicht den moralischen Zeigefinger erhebt, sondern von der Fülle Gottes herkommt und mit dieser Fülle der Wirklichkeit zuprostet.“ Sie wünsche sich, so Kurschus, einen „Kirchentag, auf dem die Menschen erfahren können, dass die Güte Gottes nicht rationiert ist und dass an Gottes Tisch niemand zu kurz kommt, weil sich noch andere mit dazu setzen. Ich wünsche mir, dass beim Kirchentag in Dortmund Menschen dazu frei werden, den eigenen Lebensdurst und den Durst der anderen miteinander ins Gleichgewicht zu bringen. S0, dass sie selbst genug haben – und die anderen auch.“
„Was für ein Vertrauen“
Mit Blick auf die 2019er-Kirchentagslosung „Was für ein Vertrauen“ (2. Könige 18,19) hofft Kurschus, dass dieses „Motto“ viele Fragen aufwirft. Dann heißt es Farbe zu bekennen. Im wahrsten Sinne des Wortes: „Fast vier Tage lang wird die Stadt in frisches Kirchentagsgrün gehüllt sein. Menschen mit seltsamen grünen Schals werden die Stadt bevölkern, und sie werden ganz andere Fan-Gesänge anstimmen als sie sonst in Dortmund üblich sind. Man wird uns fragen: Was ist das für ein Vertrauen, dass ihr in einer multiethnischen und multikulturellen und multireligiösen Großstadt ein derart riesiges christliches Glaubensfest anzettelt? Was für ein Vertrauen in die Kraft der Argumente und in die Kraft des Gebets; was für ein Vertrauen in die Menschen und in die Veränderbarkeit der Welt? Was ist das für ein Vertrauen, dass ihr mitten in den komplexen politischen und sozialen Fragen unserer Zeit nach Gott zu fragt und von ihm Orientierung und Ermutigung erwartet? Was ist das für ein Vertrauen? So fragen wir uns womöglich selbst. Denn es ist ja nicht so, dass der Glaube immer schon Vertrauen und Gewissheit und kluge Antworten bei sich hätte. Im Gegenteil. Gerade der Glaube ist oft ein recht wackeliges Unterwegssein, ein zweifelndes Suchen bisweilen. Der Glaube bleibt angewiesen auf die Quelle, die er nicht selbst zum Sprudeln bringt. Er braucht immer neu einen Tisch, den er nicht selbst gedeckt hat.“ Der Kirchentag 2019 in Dortmund, so Kurschus, wird nach unserem Glauben fragen. Und nach dessen Wirkung in der Welt. Die Präses jedenfalls ist „gespannt, welche Antworten sich dabei einstellen werden“.
Zum Hintergrund
Zum nächsten Deutschen Evangelischen Kirchentag werden rund 100.000 Teilnehmende in Westfalen erwartet. Über konfessionelle und religiöse Grenzen hinweg erleben sie Gemeinschaft, feiern Gottesdienste, lauschen Konzerten und nehmen an politischen Debatten teil. Der Kirchentag ist auch 2019 zivilgesellschaftliches Forum, das über eine kirchliche Veranstaltung weit hinausgeht. Circa 2.500 Einzelveranstaltungen widmen sich genauso der internationalen Politik wie dem Zusammenleben von Menschen in Familie und Gesellschaft. In Podien, Streitgesprächen, Vorträgen und Workshops gestalten prominente Referentinnen und Referenten mit viel Publikumsbeteiligung die Themen des Kirchentages. Um Gemeinden auf den Kirchentag einzustimmen, gibt es seit 2007 diesen besonderen Sonntag, den KirchentagsSonntag. Am Sonntag Septuagesimae gefeiert, ist er eine Station auf dem Weg zum Kirchentag. Er soll informieren, Lust machen auf die Bibeltexte und Themen, in die jeweilige Kirchentagsstadt einladen, die Gemeinden mitnehmen auf diesem Weg.