Oliver Günther folgt auf Martina Espelöer
„Willkommen an Bord“ - Neuer Superintendent im Kirchenkreis Iserlohn
„Abschied und Neubeginn, das ist das Thema des Tages“ − so begrüßte Pfarrer Jürgen Löprich die zahlreichen Besucher in der frisch renovierten Obersten Stadtkirche in Iserlohn zu einem ganz besonderen Gottesdienst: Pfarrerin Martina Espelöer wurde am 28. Juni nach 14 Jahren als Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn offiziell verabschiedet und ihr Nachfolger Pfarrer Oliver Günther wurde in das Amt eingeführt.
Zeit, den Blick zurück und nach vorn zu richten, schloss sich die scheidende Superintendentin den Eingangsworten an und verwies gleichzeitig auf die Tageslosung aus Psalm 28, die den Gottesdienst einrahmte: Auf den HERRN traut mein Herz, und mir ist geholfen. Nun ist mein Herz fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Lied.
Pfarrer Ulf Schlüter. theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, richtete seine Worte zunächst an Martina Espelöer und hatte genau nachgezählt: 5111 Tage war sie im Amt − so lange wie aktuell kein anderer aus dem Kreis der 26 Superintendentinnen und Superintendenten in Westfalen. Unmöglich, das in wenigen Minuten zu resümieren, befand Schlüter, auch wenn Espelöer ihrer Amtszeit kürzlich selbst die Überschrift „Ruhe reinbringen“ gegeben hatte. Das sei jedoch missverständlich, scherzte Schlüter, zumindest wenn man es auf den Begriff Ruhe beziehe, der nun wirklich nicht zu Martina Espelöer passe.
Das zeige sich schon daran, dass sie zwei ganze Studien und anschließend viele weitere Fortbildungen absolviert hat, vor allem aber an den zahlreichen Projekten, die sie in ihrer Amtszeit im Kirchenkreis angestoßen und umgesetzt hat. Kaum zu glauben, dass sie da überhaupt mal ein Auge zugemacht habe, so Schlüter. Deshalb müsse es wohl um das reinbringen gehen, das passe schon eher, habe Espelöer durch ihre gute Planung und ihr tatkräftiges Handeln auch in Krisenzeiten so gut es ging grässliche Unruhe für andere Menschen vermieden. Als Superintendentin und auch als Vorsitzende des Verwaltungsrates der Diakonie Mark-Ruhr. Und wenn es ein Wort gibt, in dem sich alles vereint, was Martina Espelöer und ihr Wirken ausmacht, dann Diakonia - der Dienst für andere - sagte der theologische Vizepräsident abschließend. Er bedankte sich im Namen der Landeskirche für Martina Espelöers Dienst und verlieh ihr nach der offiziellen Entpflichtung das Ehrenkreuz der EKvW.
Ihrem Nachfolger versicherte Ulf Schlüter zunächst: „Für Ruhe und Ordnung ist schon mal gesorgt.“ Für acht Jahre ist dieser nun gewählt, so legt es die Kirchenordnung fest. Für Pfarrer Oliver Günther und den Kirchenkreis Iserlohn gelte dabei dasselbe wie für die gesamte Kirche, das Land, die Welt und jeden einzelnen: „Die Zukunft ist offen". Und Prognosen, gerade wenn sie die Zukunft beträfen, seien bekanntlich schwierig. Trotzdem wage er die Vorhersage, dass die kommenden acht Jahre alles andere als ruhig und beschaulich werden, so Schlüter. Das habe Pfarrer Oliver Günther jedoch auch genau gewusst, als er sich um das Amt beworben hat − und er sei durch seinen Werdegang bestens auf die Aufgabe vorbereitet.
Er wünschte Günther, dass er gnädig und barmherzig zu sich selbst sein könne und zu den Menschen, die ihm begegnen und anvertraut sind. Die Kraft dazu müsse nicht von ihm selbst, sondern von Gott kommen, sprach ihm Schlüter zu. Für Günther gelte in den kommenden Jahren besonders, was Martin Luther allen ins Stammbuch geschrieben hat: „Wir sind es doch nicht, die da die Kirche erhalten könnten. Unsere Vorfahren sind es auch nicht gewesen. Unsere Nachkommen werden´s auch nicht sein: sondern, der ist´s gewesen, ist´s noch und wird´s sein, der da sagt: Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“
Nach der offiziellen Amtseinführung hielt Pfarrer Oliver Günther als neuer Superintendent dann die Predigt. Anhand der Geschichte von Noah und der Arche verwies er auf große Fragen der Menschheit: Siegt das Leben oder der Tod, die Liebe oder die Katastrophe und gibt es noch Grund zur Hoffnung? „Ich habe ein Bild für diesen Kirchenkreis in meinem Kopf und eine Idee in meinem Herzen“, sagte Günther. Er möchte einladen zum Innehalten und er wünscht sich, dass Kirche den Mut hat, Schwäche zu zeigen und zuzugeben, „dass wir uns ohnmächtig fühlen und verletzlich sind“. Wie die Erde, die Demokratie, wie Jesus. Gerade da zeige sich die Kraft Gottes, so der neue Superintendent.
„Wir halten aus, dass wir gerade nicht weiter wissen“, sagte Günther. Gemeinsam könne man aber nach Wegen, notfalls auch vierten und fünften Wegen suchen, Krisen zu überwinden. Gemeinsam mit den Menschen wolle er eine Arche bilden, in der soziale Energie wächst. Und für diese Arche müsse kein Mensch erst ein Ticket lösen. „Willkommen an Bord.“ Mit langanhaltendem Applaus und stehenden Ovationen verabschiedeten die Gottesdienstbesucher die scheidende Superintendentin und begrüßten den neuen Superintendenten.
Im Anschluss an den Gottesdienst überbrachten dann noch zahlreiche Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft ihre Grüße.