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auf einen Blick
Geleitwort von Präses Annette Kurschus zum CoronaUpdate vom 29. April 2021

Wir sind auf das Leben hin unterwegs

Die vierte Woche nach Ostern ist buchstäblich auf Jubel gestimmt: Mit dem Sonntag „Jubilate“ hat sie begonnen, von einem verheißungsvollen Wort des Apostels Paulus wird sie begleitet:„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2. Korinther 5,17)

Neues ist geworden: Trotz allem, was seit Monaten so zäh und lähmend beim Alten bleibt. Ein greifbares Ende der Unsicherheit und der beschwerlichen Einschränkungen ist nicht in Sicht. Die Sehnsucht nach leibhaftigen Begegnungen mit vertrauten Menschen, nach lebendigen Gottesdiensten in unseren geliebten Kirchen, nach gemeinsamem Singen und Beten, nach körperlich spürbarer Nähe wächst mit jedem Tag. Das neue Leben „nach Corona“ lässt auf sich warten. Immer noch und weiterhin. So ist die Lage.

Paulus sagt: Wir Christen sind nur unzureichend beschrieben, wenn wir ausschließlich auf die vorfindliche Situation blicken, auf uns selbst und das, was uns gegenwärtig zu schaffen macht. So zutreffend und realistisch dieser Blick sein mag: Erst da haben wir uns und einander und „die Lage“ ganz verstanden, wo wir „außer uns“ sind. Wo wir uns hineingezogen wissen in Christus, als neue Kreaturen. Wir sind in eine neue Wirklichkeit versetzt. Seit der Auferstehung Jesu Christi von den Toten geht die Richtung, in die wir unterwegs sind, grundsätzlich und immer und überall auf das Leben zu. Das heißt: Niemand ist ohne Aussicht. Nichts ist ohne Hoffnung. Immer und überall ist ein Neuanfang möglich. Sogar durch den Tod hindurch, sogar über das vermeintliche Ende hinaus. Siehe, Neues ist geworden.

Der Jubel darüber hat es schwer. In diesen Zeiten noch schwerer als sonst. In unseren Gemeinden fragen immer mehr Menschen immer dringlicher: „Wie lange soll es denn noch dauern? Unsere Pfarrerinnen und Pfarrer machen das genial mit den alternativen Gottesdienstideen, neuen Formaten und allerlei kreativen Gesprächs- und Seelsorgeangeboten, die Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker überschlagen sich, jede Menge Ehrenamtlicher engagieren sich unermüdlich, junge Menschen setzen sich mit bewundernswerten digitalen Kenntnissen und Fertigkeiten ein. Und doch: Wir wollen einander endlich wieder begegnen. Wir wollen endlich wieder zusammenkommen. Wie lange wollt ihr uns noch davon abraten? Wie und wann soll unser kirchliches Leben endlich wieder in Gang kommen?“

Ich verstehe das Fragen. Und ich teile die Sehnsucht, die darin liegt. Es ist ja so: Wir vernachlässigen unseren Auftrag keineswegs. Das Evangelium und mit ihm Hoffnung und Trost kommen unter die Leute, auf überraschenden Pfaden und auf ungeahnte Weise, Tag für Tag. Das nehme ich mit großem Respekt und ehrlicher Dankbarkeit wahr. Und doch: Wir vermissen so viel, und das nun schon so lange. Das erfüllt mich – wie viele andere – zunehmend mit Sorge.

In der Runde der Superintendentinnen und Superintendenten haben wir dazu erneut intensiv beraten und schweren Herzens gemeinsam entschieden, angesichts des weiterhin unübersichtlichen Infektionsgeschehens dennoch vorerst bei unserer Empfehlung zu bleiben: Auf Versammlungen in geschlossenen Räumen sollte bei anhaltend hohen Inzidenzen verzichtet werden.
Immerhin: Zaghaft leuchtet ganz allmählich etwas vom Neuen im Alten auf. Immer mehr Menschen sind geimpft. Viele haben nach der zweiten Impfung sogar bereits den vollen Schutz. Endlich und Gott sei Dank. Das entspannt die Lage auch in unserem kirchlichen Handeln hier und da deutlich, etwa bei Hausbesuchen und in Seelsorgegesprächen.
Außerdem hören wir, das Infektionsrisiko sei im Freien verlässlich geringer als in geschlossenen Räumen. Daher stellen wir für Gottesdienste unter freiem Himmel – in überschaubarer Zahl und mit der weiterhin gebotenen Sorgfalt – im Folgenden neue Empfehlungen vor.

„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden."

Das gilt. Unabhängig von Inzidenzzahlen und Impfdosen. Lassen Sie uns das nicht vergessen und getrost bleiben. Wir sind auf das Leben hin unterwegs. Diese Gewissheit kann stark machen. Gerade jetzt.

Annette Kurschus,
Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen

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Datum: 30.04.2021