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Rückblick auf die Kompasstagung 2024

Vielfältiges Interesse trifft auf breites Informationsangebot

Wer junge Menschen nach ihrem Blick auf die Kirche fragt, der bekommt auch mal überraschende Antworten. „Kein Tag ist wie der andere“ – neun von elf Jugendlichen haben diese Antwort auf die Frage, was sie an kirchlichen Berufen am spannendsten finden, gewählt. Bei der Kompasstagung haben Jugendliche die Möglichkeit, kirchliche Berufe kennenzulernen und von Menschen, die diese Berufe gewählt haben, zu erfahren, wie die Praxis aussieht.

Die Jugendlichen geben Holger Gießelmann, Pfarrer für Nachwuchsgewinnung der westfälischen Landeskirche, durch ihren Input, ihren Blick auf die Dinge neue Ansatzpunkte für seine Arbeit. Es hilft zu verstehen, was den potenziellen künftigen Pfarrer*innen, Diakon*innen, Reformpädagog*innen, Kirchenmusiker*innen und Religionslehrer*innen wichtig ist und worauf sie Wert legen. Positiv stimmt, dass auf Platz zwei mit immerhin sieben Stimmen die Einschätzung liegt, dass Kirche und Gemeinde gute Arbeitgeber*innen seien. Platz drei teilen sich die Vermutungen, dass in diesen Berufen Sinn liege und der Mensch dort sein Talent einsetzen könne. Und – nicht zu vergessen – dass man in einem interprofessionellen Team arbeiten könne.

Die Jugendlichen, die an der Kompasstagung Ende Januar teilgenommen haben, haben einen offenen und optimistischen Blick auf ihre evangelische Kirche. Und sie wissen in der Regel, wovon sie reden: Seit längerer Zeit schon rekrutiert sich der kirchliche Nachwuchs aus dem Umfeld der Evangelischen Jugend vor Ort. Die Jugendlichen sind dort in der Regel schon jahrelang aktiv und Expert*innen für ihre Arbeitsbereiche. Sie bekommen darum die Veränderungen am Ort und die damit zusammenhängenden Fragestellungen direkt mit.

In diesem Jahr haben sich 15 Jugendliche aus ganz Westfalen einladen lassen. Kam im vergangenen Jahr ein größerer Teil aus den Randlagen der EKvW, war in diesem Jahr die „Mitte“ und hier insbesondere der Raum Dortmund/Bochum sehr gut vertreten. Mitgebracht hatten die Teilnehmenden ein breites Interesse an kirchlichen Berufen. Die meisten von ihnen hatten zwei alternative Berufsfelder bei der Anmeldung angegeben: Kirchenmusiker*in oder Pfarrperson, Reli-Lehrer*in oder Gemeindepädagog*in.

Diesem breiten Interesse kommt das intensiv angelegte Informationsangebot der Kompasstagung entgegen. Für jedes Berufsfeld war ein*e Berufsvertreter*in vor Ort, um aus dem Berufsalltag zu berichten. Und für jedes Berufsfeld gab es mindestens eine*n Studierende*n, der den entsprechenden Studiengang praxisnah erläutert hat. Die kirchliche Berufswelt konnte so im breit und explorativ angelegten Setting über ein ganzes Wochenende entdeckt werden. In der abschließenden Auswertung, die anonym und digital stattfand, antworteten neun von elf Personen mit „ja“ auf die Frage, ob sie sich einen kirchlichen Beruf vorstellen können. Die anderen beiden wählten „vielleicht“. Vielleicht, nach einem FSJ in einem kirchlichen Beruf. Vielleicht, wenn der Beruf noch freier gestaltbar wäre.

Wie müssten sich Kirche und Gemeinden präsentieren, wie müssten sie sich entwickeln, damit sie noch attraktiver als Arbeitgeber*innen werden? Die Antworten sind interessant. Hier rangiert der Wunsch nach Flexibilität auf Platz eins. Vier Jugendliche wünschen sich diese Flexibilität bei den Arbeitszeiten und Tätigkeitsfeldern. Sie wünschen sich Ansprechpersonen und eine gute Zusammenarbeit. Auf Platz zwei folgen Modernität – aber nicht um jeden Preis – und Vielfalt bzw. Diversität. Schließlich wird auch genannt, dass Kirche eine Relevanz für die Gesellschaft haben sollte bzw. Bedürfnisse des Sozialraums aufnehmen sollte. Auffällig ist, dass die Jugendlichen hier nicht die Problemlagen der älteren (hauptamtlichen) Generation eintragen. Sie schreiben nichts vom Festhalten an wichtigen Strukturen oder Gebäuden. Sie schreiben nicht, dass bestimmte dienstrechtliche Fragen geklärt gehören oder es eine Erwartung an eine bestimmte Bezahlung gibt. Sie scheinen - und das macht Mut - einfach Lust auf die Arbeit bei der Kirche zu haben.

Die „Kompasstagung“ findet jedes Jahr zeitgleich zur Vergabe der Halbjahreszeugnisse in Haus Villigst statt. Die Teilnahme ist für die Jugendlichen kostenfrei.

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