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Präses Kurschus traf sich mit Küsterinnen und Hausmeistern

Sie tragen Verantwortung für Gottes Wohnungen

Mit großer Leidenschaft und Freude sind die meisten dabei. Sie lieben ihren Beruf – und gerade deshalb fordern sie: Wir brauchen mehr Qualifikation, Fort- und Weiterbildung. Doch die Plätze in Küsterlehrgängen, –seminaren und Rüstzeiten sind knapp, die Wartezeiten sind lang. Zu lang. Deutlich und einhellig war diese Botschaft vom Thementag „Küsterinnen und Küster, Hausmeisterinnen und Hausmeister“.

Mit rund 70 Personen dieser Berufe traf sich Präses Dr. h. c. Annette Kurschus in Dortmund, um über die Schönheiten und Möglichkeiten des Küsterdienstes zu sprechen. Dabei wurden klare Erwartungen formuliert, und auch Probleme wurden offen benannt.

Sie kämpfen für ihren Beruf, und dabei nehmen sie kein Blatt vor den Mund, was die leitende Theologin ausdrücklich würdigte. Dass die Zahl der Lehrgänge und Seminare zu gering ist – dieser Missstand geht auf das Konto der Landeskirche. Dass aber ungeachtet dessen viele Küsterinnen und auch Hausmeister nicht daran teilnehmen, weil es ihr Arbeitgeber nicht genehmigt, fällt in die Verantwortung des zuständigen Presbyteriums. Eine Küsterin erzählte nicht ohne Bitterkeit, sie habe das gegen massiven Widerstand „durchgeboxt“. Und manche Kollegen nähmen sich für den Lehrgang sogar Urlaub, wurde berichtet.

Dabei sind diese Seminare aus mehreren Gründen unverzichtbar. Küster ist kein Ausbildungsberuf, sondern baut in der Regel auf einem erlernten Handwerk auf. „Es hat eine Menge mit Ihnen zu tun, ob sich die Menschen in Gottes Wohnungen wohlfühlen und gerne dorthin kommen“, sagte Präses Annette Kurschus in ihrer Predigt zu Psalm 84 im Eröffnungsgottesdienst. Und weil zu diesem besonderen Berufsbild eben nicht nur Putzen und Rasenmähen gehören, bedarf es einer besonderen Schulung. „Ich fühlte mich als Berufseinsteigerin ins kalte Wasser geschmissen“, sagte eine Küsterin. Mit dieser Erfahrung war sie nicht allein. Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Stärkung der Persönlichkeit. Ein Teilnehmer brachte es auf den Punkt: „Um in der Dienstgemeinschaft selbstbewusst aufzutreten, ist die Ausbildung ein Muss.“ Und nicht zuletzt geht es auch ums Geld: Wer einen Küsterlehrgang absolvierte, hat Anspruch auf ein höheres Gehalt.

Ein Küster kann nur so gut sein wie die Informationen, die er bekommt

Doch nicht nur Qualifikation, sondern auch Information wurde immer wieder als Voraussetzung für den Küsterdienst angemahnt. „Ein Küster kann nur so gut sein wie die Informationen, die er bekommt“, hieß es. Das betrifft nicht nur die Arbeit selbst – wenn erst fünf Minuten vor Beginn des Gottesdienstes mitgeteilt wird, welche Lieder gesungen werden, kann auch der Schnellste die Nummern nicht mehr in die Liedtafeln stecken. Information ist auch notwendig über die Bedingungen, unter denen die Arbeit getan wird. Wer klärt eine Küsterin über ihre Rechte auf? Wer antwortet auf arbeitsrechtliche Fragen? Hier kommt die Evangelische Küstervereinigung Westfalen-Lippe ins Spiel – ein Argument, Mitglied zu werden. Zugleich ist diese berufsständische Organisation auch Ansprechpartner für die Landeskirche, wie Dr. Vicco von Bülow als zuständiger Landeskirchenrat sagte.

„Darf ich Nein sagen?“

Und wenn ein Küster dann sein Recht kennt, ist es noch lange nicht sicher, dass er es auch bekommt. „Darf ich Nein sagen? Darf ich auf meinem Recht beharren, oder ist dann der Betriebsfrieden gefährdet – und vielleicht auch meine Stelle?“, fragte ein Teilnehmer. Rechtliche Fragen brechen meistens dann auf, wenn die Aufgaben nicht klar beschrieben sind. Und wenn unklar ist, wer gegenüber dem Küster eigentlich weisungsbefugt ist. Solcher Mangel an Klarheit, der sich unter anderem in vagen Dienstanweisungen zeigt, betreffe auch andere kirchliche Berufe, räumte Präses Kurschus ein: „An dieser Stelle muss manches professioneller werden.“

Küster können ihre Arbeitszeit sehr frei einteilen. Diese Freiheit ist zugleich eine große Herausforderung. „Unser Dienst hat keine Grenzen“, brachte eine Teilnehmerin die Sache auf den Punkt. Der Beruf ist außerdem vielseitig: Er umfasst praktische Tätigkeiten und die Mitwirkung am Gottesdienst ebenso wie den Umgang mit Menschen. „Sie sind diejenigen, die alle Stimmungen als erste abfangen“, sagte die Präses: „Wenn etwas nicht klappt, beschweren sich die Leute zuerst bei Ihnen, bevor sie den Pfarrer ansprechen.“

Beziehungsarbeit in der Gemeinde

Auch sonst ist der Küster oder die Küsterin oft eine bekannte Person in der Gemeinde, mit der man gerne ein paar Worte wechselt und der auch Sorgen und Nöte anvertraut werden. „Beziehungsarbeit in der Gemeinde“, nannte das ein Küster. Und ein Kollege berichtete: „Als ich anfing, sagte mir der Pfarrer: Zehn Prozent Ihrer Arbeit ist Quatschen.“ Das war durchaus positiv gemeint, markiert aber natürlich die Schwierigkeit, das festgelegte Stundenkontingent einzuhalten. Diese Seite beschrieb eine Küsterin, die um Kirche und Gemeindehaus nur noch zu Zeiten fegt, wenn keine Leute unterwegs sind, weil sie keine Zeit für ein Schwätzchen hat.

Der Übergang zum Ehrenamt kann da leicht verschwimmen. Im Verhältnis zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen lauern ohnehin gerade beim Küsterberuf Konflikte. In manchen Gemeinden haben Ehrenamtliche den Küsterdienst übernommen. Aber: „So unverzichtbar die Ehrenamtlichen sind: Ehrenamt darf das Hauptamt nicht verdrängen“, warnte die Präses. Vielmehr brauchen Ehrenamtliche Begleitung durch Hauptamtliche. Das heißt: „Je mehr Ehrenamt, desto wichtiger wird das Hauptamt.“

Psalm 84: Berufshymne für Küster und Hausmeister

„Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth!“ So beginnt der 84. Psalm, zu dem die Präses predigte. Eine Art Berufshymne für Küsterinnen und Küster, Hausmeisterinnen und Hausmeister sei dieses alte Gebet des Volkes Israel. Kirchen und Gemeindehäuser seien „Räume der Einkehr für uns alle auf dem Weg durchs Leben. Und für diese Räume – das ist auch eine hohe Ehre – sind Sie verantwortlich in Ihrem Amt“, sagte sie. Doch das Haus Gottes sei kein Ort zum Bleiben – und zwar nicht nur, weil der Küster irgendwann Feierabend hat, sondern weil das Evangelium, das sich im Gottesdienst ereignet, hinaus will zu den Benachteiligten, Notleidenden, Verzweifelten. Um ihretwillen dürfe man sich nicht in den Kirchenmauern verkriechen. „Mitten hinein in die Welt, zu den Menschen, führt uns das, was wir hier hören und erleben.“

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