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Bedford-Strohm: Wir brauchen den Dialog mit politisch Verantwortlichen

Salz der Erde, Licht der Welt

MedienInfo 52/2020
 

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. Heinrich Bedford-Strohm, sieht die Kirche in der Pflicht, der Politik immer wieder ethische Leitlinien zu geben. „Wir brauchen den Dialog mit politisch Verantwortlichen - auch und gerade dann, wenn es keine einfachen Antworten gibt“, sagte Bedford-Strohm am Samstagabend (12.9.) auf einer gemeinsamen Tagung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und der amerikanischen United Church of Christ (UCC).

Wegen der Corona-Pandemie fand dieses jährliche UCC-Forum erstmals im Internet statt. Das Thema war: „Kirche bleibt öffentlich!“ Im Gespräch mit dem UCC-Präsidenten Dr. John Dorhauer und seiner Stellvertreterin Traci Blackmon erörterte Bedford-Strohm auch den Konflikt zwischen klaren Positionen, denen nicht alle folgen, und dem Ziel, möglichst viele Menschen für die Kirche zu gewinnen. Ein Beispiel dafür ist das von der EKD im Bündnis mit vielen anderen Organisationen auf den Weg gebrachte Schiff „Sea Watch 4“, das jetzt im Mittelmeer unterwegs ist, um Flüchtlinge zu retten. „Wenn Menschen ertrinken, müssen wir handeln“, sagte der Ratsvorsitzende. Eine „Festung Europa“ dürfe es nicht geben. Er bekannte: „Ich möchte meine Kirche verändern“, damit sie - nach dem Jesuswort - „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ sein könne.

Für UCC-Vizepräsidentin Traci Blackmon aus St. Louis/Missouri steht außer Frage, dass die Kirche sich auf allen Ebenen eindeutig zu Wort melden muss: parteilich auf der Seite der Schwachen und Unterdrückten. Die US-amerikanische Gesellschaft sei mit einer zweifachen Herausforderung konfrontiert: „Wir kämpfen nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen das Virus des strukturellen Rassismus.“ Der Zusammenhang zwischen beidem zeige sich darin, dass schwarze Amerikaner viel stärker von der Pandemie betroffen sind als Weiße. Schwarze, im Allgemeinen deutlich ärmer, könnten sich nicht so gut vor Ansteckung schützen. Traci Blackmon betonte: „Rassistische, soziale und ökologische Ungerechtigkeit hängen zusammen.“ Dass die Waldbrände in Kalifornien jetzt ein nie dagewesenes Ausmaß erreichten, sei eine Folge des Klimawandels, „aber unser Präsident kümmert sich nicht darum“. Sie mahnte den sofortigen Umstieg von fossiler zu erneuerbarer Energie an. Für die Theologin ist es ein Gebot der Nachfolge Jesu, dass die Kirche zu all dem ihre Stimme erheben muss.

Die westfälische Landeskirche ist seit 30 Jahren mit der UCC in Kirchengemeinschaft verbunden. Die UCC, die zum Teil auf deutsche Auswanderer des 19. Jahrhunderts zurückgeht, hat rund eine Million Mitglieder. Mit ihrer großen Offenheit für alle Menschen, unabhängig von Hautfarbe oder sexueller Orientierung, unterscheidet sie sich von fast allen anderen Kirchen in den USA.

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