Über 150 Veranstaltungen beim Orgeltag Westfalen – in Kirchen, im Freien und am Bildschirm
Orgelkonzerte, Workshops und musikalische Spaziergänge
Wenn Kirchenmusikdirektorin Ute Springer auf den Orgeltag Westfalen am Sonntag (13. Juni) zurückblickt, zieht sie ein durchweg positives Fazit: „Ein rundum gelungener Tag mit westfalenweit über 150 Veranstaltungen.
Von Orgel-Festgottesdiensten und Themenkonzerten über musikalische Spaziergänge und ‚Radtouren von Orgel zu Orgel bis hin zu intensiven Workshops und besonderen Familienaktionen.“ Als Mitglied des Arbeitskreises Orgeltag und damit Mitorganisatorin freut sie sich ganz besonders über das gute ökumenische Miteinander in diesem Jahr.
Denn nach der Premiere im Jahr 2018 fand der zweite Orgeltag der westfälischen Landeskirche diesmal erstmals ökumenisch und mit weiteren Partnern statt. Beteiligt waren die Bistümer Essen und Münster, das Erzbistum Paderborn, der Bund Deutscher Orgelbaumeister, die Stiftung Orgelklang, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der Landesverband der Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker sowie der Chorverband in der EKvW, das Daniel Kunert Musik-Medienhaus, das Posaunenwerk Westfalen, die Hochschule für Kirchenmusik Herford-Witten und das Netzwerk Klosterlandschaft Ostwestfalen-Lippe. Dass Landeskirche und Bistümer, evangelische und katholische Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker gemeinsam beteiligt waren, ist für Springer „ein großes Zeichen, ein riesiger Gewinn“.
„Neben zahlreichen Präsenzveranstaltungen gab es diesmal auch viele Möglichkeiten, den Orgeltag bequem von zuhause aus zu erleben: „Veranstaltungen wurden vorproduziert, live gestreamt oder gleich interaktiv digital angeboten“, freut sich Ute Springer und sieht die Digitalisierung nicht als „Notlösung, sondern zusätzliche Chance“. Schließlich sei es bei einer präsentischen Orgelführung schlichtweg nicht möglich, einer kompletten Gruppe die hinteren Winkel der Orgel zu zeigen. Online dagegen schon.
Orgel hören, sehen – und ausprobieren: LKMD Harald Sieger übt mit Jugendlichen
„Wie hört sich mein Lieblingssong an, wenn ich ihn auf der Orgel spiele? Welche Möglichkeiten der vielfarbigen klanglichen Ausgestaltung habe ich?“ Harald Sieger aus Löhne hatte sich für den zweiten Orgeltag Westfalen im Ev. Kirchenkreis Vlotho etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Im Rahmen der Nachwuchsgewinnung der Evangelischen Kirche von Westfalen (#machkirche) hatte der Landeskirchenmusikdirektor Jugendliche, die bereits Klavierunterricht nehmen und ihre Lieblingsstücke auf der Königin der Instrumente unter seiner Anleitung ausprobieren wollten, in die Auferstehungskirche am Kurpark in Bad Oeynhausen eingeladen. In der jeweils 20-minütigen Unterrichtsstunde bekamen die Kinder alles an der Orgel erklärt – von den Registern über die Pedale, die Orgelpfeifen und auch die unterschiedlichen Klänge, die solch eine Kirchenorgel erzeugen kann. „Viele wissen gar nicht, dass das Lieblingslied, egal ob Pop oder Klassik, auch auf einer Orgel gut klingen kann“, sagte Harald Sieger. Ähnliche Aktionen gab es übrigens auch in den Ev. Kirchenkreisen Herne und Siegen.
Hintergrund
Der Orgeltag Westfalen am 13. Juni 2021 unterstreicht die Bedeutung des Weltkulturerbes „Orgelbau und Orgelmusik“. 2018 hatte die UNESCO beides als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit ausgezeichnet. Die Orgel, der Orgelbau und die Orgelmusik wurden laut UNESCO vor mehr als 2000 Jahren im hellenistischen Ägypten erfunden und gelangten über Byzanz nach Europa, wo sie als Kulturgut bis heute weiterentwickelt werden. Seit dem Mittelalter ist Orgelmusik Teil der kirchlichen Liturgie. Nach wie vor werden die meisten Orgeln in Europa gebaut und in viele Länder weltweit exportiert. Jede Orgel in den Kirchen und Konzertsälen Westfalens hat ihren eigenen Charakter. Raum und Klang, Architektur und Handwerk gehen eine eindrucksvolle Verbindung ein. Über 150 Veranstaltungen luden beim Orgeltag dazu ein, die Vielfalt der Orgellandschaft und der Orgelmusik zu entdecken.