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Präses Annette Kurschus betont Gemeinsamkeiten von Kunst und Kirche in Pandemie

Kultur und Kirche in der Corona-Krise

Die westfälische Präses Dr. h. c. Annette Kurschus hat bei einem Gespräch mit Kulturschaffenden Gemeinsamkeiten von Kultur und Kirche in der Corona-Krise betont. In einer Debatte darüber, was aktuell zähle, wollten sich die meisten Menschen ein Leben ohne Kultur oder Kirche nicht vorstellen, sagte Kurschus am Freitagabend in einem digitalen Gespräch mit Menschen aus der Kulturbranche.

Kirche und Kultur stünden gemeinsam für etwas, was nicht nur auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtet sei, zugleich aber von ökonomischen Faktoren abhängig sei. Kirchen seien zudem oft auch Räume für Musik, Theater oder bildende Kunst, unterstrich Kurschus, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

Der Intendant der Ruhrfestspiele, Olaf Kröck, warnte davor, dass in Europa die Kultur von rechtsgerichteten Kräften bedroht werde. So gebe es beispielsweise in Holland und Polen einen „über das Geld gesteuerter Angriff auf demokratische Vielfalt“, sagte Kröck. Strategie der Rechten sei es, missliebige Kultur nicht mehr zu zensieren, sondern mit Mittelkürzungen unter Druck zu setzen. Hier sollten Kirchen und Kultur gemeinsam gegensteuern. Besorgt äußerte sich der Festivalleiter auch über die Zukunft vor allem von jüngeren Künstlern, die durch mangelnde Auftrittsmöglichkeiten in Hartz IV abzurutschen drohten.

Martin Kaysh vom Kabarett Geierabend warnte „vor einer dauerhaften Vernichtung von kulturellem Können und Vermögen“, wenn der Lockdown länger dauere. Zugleich führe die Krise dazu, als Künstler Fragen zu stellen, Szenen und Themen zu ändern. Das könne auch eine Chance sein.

Der Pianist und Chorleiter Niclas Floer beklagte, dass viele Künstler durch die Raster der Hilfen fielen. Künstler, die nicht mehr auftreten könnten, erlebten nicht nur finanziell Existenznot, oft gerieten sie auch in eine Sinnkrise. Er selbst sei nicht so existenziell betroffen wie viele seiner Kollegen, da er beispielsweise mit Klavierunterricht und anderen Alternativen die Ausfälle etwas kompensieren könnte.

Ulrike Seybold vom Landesbüro Freie Darstellende Künste erklärte, dass viele Regelungen der Kulturförderung in der Corona-Krise „als solche gar nicht so schlecht gemeint“ seien. Ob es für den einzelnen Künstler gut oder schlecht ausgehe, hänge allerdings oft von den einzelnen Sachbearbeitern ab. Über die rein finanzielle Absicherung sei aber wichtig, ob es auch langfristig in den Haushalten Gelder für die Kultur gebe oder ob dieser Bereich dann den nächsten Einsparungen zum Opfer fielen.

Die Bildende Künstlerin Bettina Bülow-Böll unterstrich, dass Kirchen eine Schnittstelle für Kunst sein könnten. Sie könnten ein öffentlicher Ort sein, wo sich Kultur vielleicht auch auf eine ganz andere Art zeigen dürfe als bisher.

Landeskirchenrat Jan-Dirk Döhling, Leiter des Dezernats für gesellschaftliche Verantwortung, erklärte, dass sich Religionsausübung und Kultur von der gleichen Herausforderung stünden, wenn es die Angebote lange Zeit nicht mehr wie gewohnt gebe. Es gebe die Befürchtung, dass bei einer längeren Dauer der Einschränkungen die Menschen nicht mehr merkten, was ihnen fehle. Daher sei es wichtig, deutlich zu machen, dass diese Bereiche mehr als notwendig seien, weil der Mensch nicht allein vom Brot allein lebe.
Das Gespräch mit Kulturschaffenden war der Auftakt einer Reihe digitaler Gespräche der Präses Kurschus mit Berufsgruppen und gesellschaftlichen Bereichen über die Auswirkungen der Corona-Schutzmaßnahmen. Geplant sind weitere digitale Konferenzen unter anderem mit Medizinern und Pflegekräften sowie mit Ehrenamtlichen in Flüchtlingsunterkünften. (epd)

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