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Petra Wallmann im Ruhestand - Katrin Göckenjan-Wessel im Amt

Kraft, Liebe und Besonnenheit

Sie war als Personaldezernentin verantwortlich für Pfarrdienst, Personalplanung und theologische Fortbildung: Oberkirchenrätin Petra Wallmann (64) ist am Dienstag (31. März) in den Ruhestand verabschiedet worden. Ihre Nachfolge, auch als Mitglied der Kirchenleitung, hat Katrin Göckenjan-Wessel (57) angetreten, zuvor Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen.

Wegen der Corona-Krise fand die Übergabe der Urkunden im Landeskirchenamt Bielefeld durch Präses Annette Kurschus im kleinsten Kreis statt.

„In den elf Jahren als Personaldezernentin unserer Kirche hat Petra Wallmann starke Akzente gesetzt“, würdigte die Präses die scheidende Dezernentin. „Sie brachte geballte Erfahrung in Führung und Leitung mit: als langjährige Begleiterin von Studierenden, als Studieninspektorin im Predigerseminar, als Prüferin in Examina, als Gemeindepastorin und als Superintendentin. Mit theologischer Gründung, mit strategischer Weitsicht und mit konsequenter Klarheit hat sie diese Erfahrung eingesetzt, um die Personalplanung und Personalentwicklung unserer Kirche in neue und zukunftsfähige Bahnen zu lenken.“

Als Petra Wallmann 2009 anfing, war die Situation im Pfarrdienst noch von einer „Abwehrhaltung“ bestimmt. Es sind zu viele – diese Einschätzung hatte jahrelang die Personalpolitik der Landeskirche geprägt. Noch 2009 hatten rund 360 Pfarrerinnen und Pfarrer im Probedienst keine Aussicht auf eine Pfarrstelle (vorher waren es an die 600 gewesen). Das Umsteuern in dieser Situation sah die neue Personaldezernentin von Anfang an als ihre Aufgabe. Denn schon im ersten Personalbericht, den sie 2010 vorlegte, wurde deutlich: Am Horizont zeichnet sich ein wachsender Bedarf an Pfarrerinnen und Pfarrern ab, die Zugangszahlen sind zu gering, und wenn die geburtenstarken Jahrgänge ab 2020 in den Ruhestand gehen, kommt nicht genug nach.

Also steuerte Oberkirchenrätin Wallmann um, warb auf mancherlei Wegen für diesen Beruf. Damit solche Werbung auf möglichst solider Grundlage geschehen konnte, hat sie mit ihrem Team die Personalentwicklungsplanung systematisch fortgeführt. Und dabei vielfache Unterstützung erfahren: aus Kirchenleitung und Landeskirchenamt, besonders durch die Mitarbeitenden im Dezernat, sowie die Superintendentinnen und Superintendenten. Regelmäßige Personalberichte dienten der Theologin als wichtiges Instrument bei ihrer Aufgabe, Vertrauen in die Landeskirche und deren Leitung wiederzugewinnen. Enttäuschungen und Verletzungen hatte es in der Vergangenheit gegeben, manche Zusagen und Versprechen konnten nicht gehalten werden. Petra Wallmann lag daran, das Pfarramt zu stärken. Auf ihre Initiative gehen etwa die landeskirchlichen Gottesdienste zurück, in denen Vikarinnen und Vikare nach bestandenem Examen zu ihrem Dienstantritt begrüßt werden, oder - im Zusammenwirken mit dem Pfarrverein - diejenigen zur gemeinsamen Feier von Ordinationsjubiläen. Besonders freut sie sich über den von Michael Westerhoff entwickelten Aufgabenplaner als hilfreiches Instrument, „weil es damit zum ersten Mal gelingt, den pfarramtlichen Dienst mit zeitlichen Vorgaben zu verbinden“.

Als Personalverantwortliche hat Petra Wallmann beides miteinander verbunden: den Blick auf das große Ganze, also die Perspektive der Gesamtkirche, und das feine Gespür für den individuellen Einzelfall mit seinen Besonderheiten. In ihrer ruhigen, sachlichen Art stellt sie klar, dass Personalgespräche keine Seelsorgegespräche sein können. Aber: „Ich habe solche Gespräche immer mit seelsorglichem Blick geführt.“ Als langjährige Gemeindepfarrerin weiß sie, dass der Pfarrberuf eng mit den persönlichen und familiären Verhältnissen verknüpft ist. Immer handelte sie nach dem Prinzip, die geltenden Regeln klar zu benennen und transparent zu begründen, aber nicht von ihnen abzuweichen – eine Haltung, die Petra Wallmann in Pfarrerkreisen die respektvolle Bezeichnung „hart, aber fair“ eingebracht hat.

Seit November 2019 ist Holger Gießelmann als Beauftragter für die Nachwuchswerbung in kirchlichen Berufen unterwegs. Rückblickend bedauert Petra Wallmann, dass mit solchen Maßnahmen nicht früher begonnen wurde. Denn in Zukunft, glaubt sie, wird gerade das Zusammenwirken der verschiedenen kirchlichen Berufe immer wichtiger. „Sie müssen noch stärker als Ganzes in den Blick kommen. Deshalb sind interprofessionelle Teams notwendig.“

Was würde Petra Wallmann einem jungen Menschen raten, der ein Theologiestudium mit dem Berufsziel Pfarrer erwägt? „Es ist ein erfüllender Beruf. Was gibt es Schöneres und Sinnvolleres, als Menschen auf ihrem Lebensweg seelsorglich zu begleiten?“ Doch es sei auch ein anspruchsvoller Beruf: „Man braucht Organisationstalent, Lust zum Leiten, man muss aber auch fähig sein, seine Rolle zu reflektieren. Und man muss ein dickes Fell haben.“ Eine gewisse Unabhängigkeit im Urteil sei ebenso Voraussetzung wie die Fähigkeit, auf andere einzugehen.

Vor den Kolleginnen und Kollegen, die ihren Dienst in den Gemeinden und an anderer Stelle tun- gerade unter den erschwerten Bedingungen einer Pandemie - hat Petra Wallmann hohen Respekt und große Hochachtung. „Auch in aller Zukunft hilft uns die biblische Ermutigung aus dem zweiten Brief an Timotheus: ‚Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.‘“

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