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Diskussion beim Ökumenischen Kirchentag über Religion in einer pluralen Gesellschaft

Kirchen leisten Beitrag zu wichtigen Fragen des Zusammenlebens

Sichtbar wird der Ökumenische Kirchentag, der seit Himmelfahrt in Frankfurt am Main stattfindet, wegen der Corona-Pandemie vor allem in digitalen Formaten. Mit dem Leitwort des Kirchentags „Schaut hin“ verbindet Präses Annette Kurschus, „mehr auf die Ungleichheiten zu schauen, die sich während dieser Zeit wie durch ein Brennglas verschärft zeigen. Das ist unsere gemeinsame Aufgabe der Religionen.“

Die leitende Theologin des Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) diskutierte am Samstag (15.5.) auf einem virtuellen Podium mit dem ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse, der Lehrerin Lamya Kaddor und dem Juristen Professor Hans Michael Heinig über die Sichtbarkeit von Religionen in einer pluralen Gesellschaft.

„Der Beitrag der Kirchen gerade zu Grundfragen des Zusammenlebens in dieser Gesellschaft wird immer noch erwartet, auch wenn die Zahl der Mitglieder abnimmt. Kirchen müssten sich zu ethischen und politischen Fragen äußern“, forderte SPD-Politiker Thierse. Er verwies in seinem einleitenden Impuls auf das Grundrecht der Religionsfreiheit. Dazu gehöre wesentlich das Recht, seinen Glauben sichtbar und hörbar zu bekennen.

Präses Kurschus bestätigte: „Es gehört zum Wesen der Religion, dass sie sichtbar ist. Religion wird immer von konkreten Menschen an konkreten Orten gelebt.“ Das Evangelium markiere einen starken Öffentlichkeitsanspruch: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen bleiben. Dahinter steht die Überzeugung Jesu, die ich als Christin teile, dass die Öffentlichkeit etwas davon hat, wenn wir mit unserer Religion sichtbar sind und uns einbringen.“

Auch religiöse Symbole sorgen für Sichtbarkeit. Grenzen setzt jedoch die Rechtsprechung, wie Jurist Heinig am Beispiel des Kopftuchs am Arbeitsplatz erläuterte. Der Europäische Gerichtshof bewerte die unternehmerische Freiheit höher als die Religionsfreiheit der Arbeitnehmerin.

Polarisierende Debatten

Religionspädagogin Kaddor wünscht sich bei der gesellschaftlichen Debatte über Religion mehr differenzierte Stimmen. „Wir führen diese Debatten oft sehr polarisierend. Das ist schwierig in einer Gesellschaft, die zunehmend vielfältiger wird“, sagte Kaddor. Religionen müssten sich zudem selbst kritisch hinterfragen: „Religion ist auch das, was wir Menschen daraus machen. Das kann fehlerhaft sein.“

Bildung hält Theologin Kurschus hier für besonders wichtig: „Wir müssen junge Menschen dazu anleiten, die eigene Religion kennenzulernen. In jeder Religion wohnt auch ein Potenzial an selbstkritischer Reflexion. Im Dialog mit den Anderen lerne ich auch das Eigene besonders schätzen. Das ist eine der Chancen, die sich aus dem Miteinander unterschiedlicher Religionen in unserem Land ergibt.“

Der 3. Ökumenische Kirchentag findet wegen der Corona-Pandemie digital und dezentral statt. Der Schlussgottesdienst wird am Sonntag, 16. Mai, um 10 Uhr im ZDF übertragen. Der nächste Evangelische Kirchentag ist vom 7. bis 11. Juni 2023 in Nürnberg geplant.

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