Rund 4.000 demonstrierten in Bochum mit Menschenkette für bessere Kindergärten
Kirche warnt vor Kollaps der Kindergärten
»Wir werden das System so nicht mehr lange aufrechterhalten können.« Vor einem Kollaps der Kindergärten warnte am Samstag Superintendent Gerald Hagmann von der Evangelischen Kirche in Bochum. Hagmann sprach zum Abschluss einer Menschenkette rund um die Bochumer Innenstadt, mit der rund 4.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine bessere personelle und finanzielle Ausstattung der Kindergärten demonstriert hatten.
Zum Wohle der Kinder sei eine auskömmliche Kita-Finanzierung und eine stabile Partnerschaft zwischen öffentlicher Hand und freier Wohlfahrtspflege nötig, appellierte der Superintendent an die verantwortlichen Politiker.
Eine knapp drei Kilometer lange Menschenkette rund um die Bochumer Innenstadt, gebildet von rund 4.000 Teilnehmern, dazu deutliche Worte in Richtung Politik - die Demonstration für eine bessere personelle und finanzielle Ausstattung der Kindertageseinrichtungen in NRW (Kita) war ein voller Erfolg. Vertreter der Kita-Träger, Erzieherinnen und Eltern waren sich einig: So kann es nicht weitergehen. »Es muss sich etwas ändern – und zwar sehr schnell!«, fasste Superintendent Hagmann die Stimmung zusammen.
Was alle Träger uniso bemängeln: »Das Finanzierungssystem der Kindertagesstätten in NRW deckt schon lange nicht mehr die realen Kosten. Das führt zu echten Problemen – in den Kitas und bei den Trägern«, kritisierte Hagmann.
Die Folgen sind überall vor Ort in den Kindertsageseinrichtungen mit den Händen zum Greifen: Es fehlen u.a. pädagogische Fachkräfte für Kinder unter drei Jahren, die Gruppen sind zu groß, die Leitungen der Kitas zeitlich überfordert mit zusätzlichen Verwaltungsaufgaben, und es fehlen auch zusätzliche Fachkräfte, um z.B. krankheitsbedingte Fehlzeiten auszugleichen, dazu kommen sachgerecht bezahlte Haushalts- und Reinigungskräfte.
Für Kai Enstipp, Leiter der Kita Arche Noah in Bochum-Langendreer, ist das »Pädagogik von heute in Räumen von gestern.« Und obwohl sich Erzieherinnen und Erzieher wie Kai Enstipp jeden Tag mit Begeisterung und Überzeugung in den Kindergärten engagieren, »werden wir das System so nicht mehr lange aufrecht erhalten können«, sagt Superintendent Hagmann. »Wir kommen an die Grenze der Leistungsfähigkeit, wir erbitten und wir erwarten Lösungen von der Politik!» Deshalb richtete der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche in Bochum einen dringenden Appell an die verantwortlichen Politiker: »Wir benötigen eine auskömmliche Kita-Finanzierung – und eine stabile Partnerschaft zwischen öffentlicher Hand und freier Wohlfahrtspflege.» Und betont: »Das alles: Zur Sicherung der Qualität in der Arbeit unserer Kitas! Das alles: Zum Wohle unserer Kinder.«
Organisiert hatte die Menschenkette die Evangelische Kindergartengemeinschaft im Kirchenkreis Bochum. Neben den 43 evangelischen Kindergärten in Bochum beteiligten sich Kitas u.a. aus den Kirchenkreisen Bielefeld, Gelsenkirchen, Herne, Lüdenscheid, Recklinghausen, Soest, Unna und Vlotho an der Protestaktion.