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Trauermarsch beim Kirchentag gegen das Sterben im Mittelmeer

„Jeder Mensch hat einen Namen“

Begonnen hatte die Aktion auf dem Kirchentag mit einem Politischen Nachtgebet in der Stadtkirche St. Reinoldi. In den vergangenen Tagen informierten Frauen und Männer der Initiative ‚Seebrücke‘ über die katastrophale Situation von Boots-Flüchtenden im Mittelmeer am Platz der Alten Synagoge. In einem Trauermarsch fand jetzt die Aktion „Jeder Mensch hat einen Namen“ seinen Abschluss.

Dabei brachten die Teilnehmer/innen ein Transparent mit Namen von Opfern, die auf ihrer Flucht vor Gewalt und Verfolgung mit ihren Booten im Mittelmeer ertrunken waren, vom Kundgebungsplatz zur Stadtkirche St. Reinoldi. Dort, am kirchlichen Wahrzeichen Dortmunds, wurde das Transparent am Turm der Kirche aufgehängt.

Mit dabei waren neben zahlreichen Kirchentagsteilnehmenden auch die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski und die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund, Heike Proske.

Die Kirchentagsaktion, an der sich neben der ‚Seebrücke‘ auch die beiden Evangelischen Landeskirchen von Westfalen und im Rheinland, der Kirchenkreis Dortmund, das Schauspiel Dortmund, der DGB, die Organisation ‚Sea Watch‘, der Flüchtlingsrat NRW, ‚Pro Asyl‘ und das landeskirchliche Amt für Mission, Ökumene und Weltverantwortung beteiligten, verwies auf die fast 36.000 Toten, die seit 2002 an den europäischen Außengrenzen zu beklagen seien.

„Sie alle waren auf der Flucht vor Krieg, Terror und Not und sahen ihre einzige Chance auf Zukunft in der lebensgefährlichen Überfahrt“, so die westfälische Präses Annette Kurschus. „Mehr als 2000 Menschen sind im vergangenen Jahr auf hoher See gestorben. Mehr als 500 Menschen sind dort bereits in diesem Jahr ertrunken. Das ist ein Skandal! Längst schon ist das Mittelmeer ein Tränenmeer, das ist eine Schande für Europa.“, so die Präses.

Die Beteiligten forderten, das Sterben an den Grenzen unverzüglich zu beenden und die Seenotrettung nicht weiter staatlicherseits zu behindern. Es gelte, sichere Fluchtwege zu gewährleisten. Rund 60 europäische Städte, darunter auch Dortmund, hätten sich bereits zu ‚sicheren Häfen‘ erklärt. Die Aufnahme von Geflüchteten scheitere jedoch oft an der Verweigerungshaltung der Regierungen.

„Auch der Evangelische Kirchenkreis Dortmund hat sich hier klar positioniert“, bekräftigte Superintendentin Heike Proske. Seine Synode habe kürzlich spontan und eindrücklich den Palermo-Appell unterstützt, in dem der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und der Bürgermeister von Palermo Leoluca Orlando eine schnelle politische Lösung des Flüchtlingsdramas gefordert haben.

Heinrich Bedford-Strohm stieß an der Reinoldi-Kirche selbst dazu. Er berichtete, dass er in ständigem Kontakt mit Regierungsvertretern stehe, um zu erwirken, dass die Geflüchteten, die die ‚Seawatch 3‘ aktuell aus Seenot gerettet habe, an Land gehen dürften. Mehrere deutsche Kommunen haben bereits ihre Bereitschaft dazu erklärt.

„Jeder Mensch hat einen Namen! Ihre Namen werden wir nicht in Vergessenheit geraten lassen, ihre Geschichten nicht in den Mantel des Schweigens hüllen“, so Präses Annette Kurschus über die Opfer der Tragödie. Die Aktion „Jeder Mensch hat einen Namen“ setzt im Rahmen des Kirchentages einen klaren Akzent gegen jedes Weiter-so! Gott sei Dank."

Am Nachmittag verabschiedete der Deutsche Evangelische Kirchentag eine Resolution, die die Forderung nach schneller Hilfe unterstreicht. „Als Kirche dürfen wir dem Scheitern der europäischen Regierungen nicht zusehen“, heißt es in der Resolution. Die EKD und ihre Gliedkirchen werden aufgefordert, „selbst mutig zu handeln: Schickt selbst ein Schiff in das tödlichste Gewässer der Welt. Ein Schiff der Gemeinschaft, der Solidarität und der Nächstenliebe.“

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