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Religiöse Pluralisierung der Mitarbeitenden: Forschungsarbeit zur diakonischen Unternehmenskultur

Identität diakonischer Einrichtungen

Drei Jahre wurde geforscht, jetzt liegen Ergebnisse und Empfehlungen zur diakonischen Unternehmenskultur in einer pluralen Gesellschaft vor. Den gemeinsamen Forschungsbericht präsentierte das Forschungsteam vom Institut für Diakoniewissenschaft und DiakonieManagement (IDM) der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule der Diakonie (FHdD).

In diakonischen Einrichtungen arbeiten längst nicht mehr nur Christinnen und Christen, sondern beispielsweise auch muslimische und konfessionslose Mitarbeitende. "Das Forschungsprojekt hat untersucht, wie sich die religiöse Pluralisierung der Mitarbeitenden in der Diakonie auf die Identität diakonischer Einrichtungen auswirkt", erklärte Professorin Dr. Beate Hofmann.

Die IDM-Direktorin sowie Heike Schneider und Carolin Brune vom IDM und Professor Dr. Tim Hagemann von der Fachhochschule haben gemeinsam an dem Forschungsprojekt gearbeitet. Die Präsentation der Ergebnisse lockte rund 120 Fachleute, Leitungskräfte und Mitarbeitende von diakonischen Einrichtungen aus ganz Deutschland ins Assapheum nach Bethel.

Laut der wissenschaftlichen Untersuchung kann diakonisch geprägte Unternehmenskultur und Identität auch mit einer multireligiösen Mitarbeiterschaft entstehen und erhalten werden. Analysiert wurden Merkmale der Unternehmenskultur aus Sicht der Mitarbeitenden, und wie sich nicht kirchlich gebundene Mitarbeitende zu diesen Kulturmerkmalen verhalten.

Die Untersuchung erfolgte in 33 diakonischen Einrichtungen der stationären Alten- und Eingliederungshilfe in drei religiös unterschiedlich geprägten Regionen Deutschlands. Finanziert wurde sie durch die Förderung von 13 verschiedenen diakonischen und kirchlichen Trägern und Verbänden. Die Evangelische Kirche von Westfalen gehört zu den Mitinitiatoren des Forschungsprojektes.

Wie sehen Mitarbeitende die Kultur ihrer Einrichtung?

"Sichtbar Diakonisches" wird laut des Forschungsberichtes von älteren Mitarbeitenden persönlich bedeutsamer eingeschätzt als von jüngeren. Deutliche Wechselbeziehungen bestehen zwischen Arbeitszufriedenheit und Kulturwahrnehmung: Zufriedene Mitarbeitende haben ein klareres Bild von der Kultur ihrer Einrichtung als unzufriedene Mitarbeitende.

Leitungskräfte haben eine Schlüsselfunktion als Vorbild für die Mitarbeitenden im Umgang mit den als "diakonisch" qualifizierten Merkmalen der Unternehmenskultur. Für Mitarbeitende ist entscheidend, dass Leitungskräfte als authentisch erlebt werden. So sind die Leitungskräfte häufig die Brücke für einen Zugang zu den als diakonisch wahrgenommenen Merkmalen der Unternehmenskultur.

Eine weitere Erkenntnis ist, dass nicht kirchlich gebundene Mitarbeitende deutlich unterscheiden zwischen Ansprüchen des Arbeitsgebers im Blick auf ihre berufliche Praxis, die sie akzeptieren, und Ansprüchen an ihre eigene Glaubenshaltung, die sie deutlich ablehnen.

Hagemann: "Explizit religiöse Praxis wird dann fragwürdig, wenn sie als aufgesetzt, unplausibel, unverständlich oder als nicht sinnvoll in Abläufe integriert erlebt wird." Als "Baustelle" erweisen sich diakonische Bildungsangebote, die die Teilnahme von Menschen aus anderen Religionen berücksichtigen. Die bisherigen Konzepte diakonischer Bildung haben vor allem Konfessionslose oder christliche Mitarbeitende im Blick.

Zugleich zeigen die Befunde, dass diakonische Unternehmenskultur in ihrer spirituellen Dimension "Ankerpersonen" braucht. Hofmann: "Es braucht Menschen, zum Beispiel Führungskräfte, Mitglieder geistlicher Gemeinschaften oder christlich engagierte Mitarbeitende, die die geistliche Dimension im Umgang mit Sterbebegleitung, mit Tischgebeten, in der Wahrnehmung von Menschen und ihren Problemen einbringen und Ideen entwickeln, die dann von anderen Mitarbeitenden aufgenommen und mitgetragen werden."

Das Forschungsteam empfiehlt unter anderem, dass diakonische Träger vor dem Hintergrund der neuen Forschungsergebnisse ihr Verständnis von diakonischer Identität gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden klären sowie kultursensible Führungskräfte auswählen und unterstützen sollten.

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