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Analyse eines Zählprojektes im Evangelischen Kirchenkreis Herford

Gottesdienst – es kommen mehr als man glaubt

Der Gottesdienstbesuch in der evangelischen Kirche ist besser als die offizielle Statistik nahelegt. Das zeigte ein Projekt im Evangelischen Kirchenkreis Herford. Die Ergebnisse liegen jetzt in einer Broschüre vor.

„Den Kirchen laufen die Leute davon“ – so heißt es immer wieder in der allgemeinen Wahrnehmung, in Gesprächen und in Medien. Meistens macht sich diese stereotype Feststellung am sonntäglichen Gottesdienstbesuch fest. Gähnend leere Kirchenbänke sind ein beliebtes Bild, um den angeblich ständig rückläufigen Kirchgang zu illustrieren. Aber stimmt es auch? Tatsächlich scheint es die Statistik zu bestätigen. Die durchschnittliche Teilnahme an evangelischen Gottesdiensten ist laut Erhebung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in den vergangenen Jahren beständig gesunken. Lag sie 2004 noch bei 4,38 Prozent, so waren es 2016 nur noch 3,60 Prozent.

Doch wie kommen diese Zahlen zustande? Die Statistik der EKD erfasst nur den Gottesdienstbesuch der traditionellen „Hauptgottesdienste“ an den sogenannten Zählsonntagen (Invocavit, 1. Advent); hinzukommen wichtige Feiertage. Auf dieser Grundlage wird für das ganze Jahr hochgerechnet. Die offizielle Statistik nimmt also längst nicht alle Gottesdienste in den Blick.

Um wirklichkeitsnähere Gottesdienstzahlen zu erhalten, hat die Evangelische Kirche von Westfalen in Kooperation mit dem EKD-Zentrum für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst (Hildesheim) im Kirchenkreis Herford die Teilnahme an allen Gottesdiensten ein Jahr lang (ab März 2015) real gezählt. Dabei waren also nicht nur die Sonn- und Feiertagsgottesdienste im Blick, sondern auch die zahlreichen werktäglichen Veranstaltungen einschließlich Bestattungen. Das Ergebnis, das jetzt in einer Broschüre vorliegt, zeigt: Das Gottesdienstangebot ist viel größer und vielfältiger, als die traditionellen Vorstellungen und die offiziellen Zahlen vermuten lassen. Und das bedeutet wiederum, dass erheblich mehr Menschen Gottesdienste feiern als allgemein angenommen. Würde man der EKD-Hochrechnung für Herford im genannten Zeitraum folgen, wären es sonntags 220.532 oder 3,76 Prozent. Die im Kirchenkreis vorgenommene Zählung aller Gottesdienste pro Woche ergibt dagegen die Zahl 357.224 oder 6,05 Prozent. Rechnet man noch die Bestattungen hinzu, sind es sogar 446.403 oder 7,56 Prozent, also mehr als das Doppelte.

Nach wie vor finden zwar die meisten Gottesdienste sonntags statt (55 Prozent), aber der Anteil der Feiern an Werktagen ist mit 45 Prozent eine bedeutende – und wachsende – Größe. Mit Bestattungsgottesdiensten kehrt sich das Verhältnis zwischen Werktag (54 Prozent) und Sonntag (46 Prozent) sogar um. Gottesdienste, nicht nur sonntags, gibt es eben auch in Altenheimen, Krankenhäusern, Gemeindehäusern, Schulen, Kindergärten, auf Friedhöfen oder an anderen Orten.

Differenziert hat das Herforder Zählprojekt auch das Teilnahmeverhalten an Sonntagsgottesdiensten untersucht; der Durchschnitt ist hier bei 82 Personen. Gibt es keine Besonderheiten, dann liegt die durchschnittliche Teilnehmerzahl bei knapp 50. Wird Abendmahl gefeiert, sind es immerhin 100, ebenso (leicht erklärlich) bei Taufen. Und sogar 148 kommen, wenn außergewöhnliche Kirchenmusik erklingt.

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