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Evangelische Kirche von Westfalen startet Postkarten-Aktion an Autobahnkirchen. Start war am Samstag an der A2 in Hamm-Rhynern

Ein netter Gruß für die Reise

HAMM-RHYNERN - »Dürfen wir Ihnen etwas für Ihre Reise schenken?« - Mit dieser freundlichen Frage auf den Lippen haben sich am Samstag (13. Juni) zehn Ehrenamtliche auf den Weg gemacht. Ihr Ziel: mit Menschen in Kontakt kommen, die die Kirche sonst nicht erreicht. Ihr Einsatzort: die Raststätte Rhynern (Hamm) an der A2, zu der seit 2009 auch eine Autobahnkirche gehört. Ihr Medium: Postkarten mit unterschiedlichen Motiven, die das Thema Autofahren mit einem biblischen Impuls verbinden. Es ist der Auftakt einer Postkarten-Aktion, die die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) an Autobahnkirchen gestartet hat.

Kurz bevor es losgeht, gibt es genau dort die letzten Instruktionen. Dirk Gellesch, Mitglied der Kirchenleitung und Initiator der Aktion, erläutert den jungen Erwachsenen, die er seiner Kirchengemeinde, der Martin-Luther-Gemeinde in Witten, mitgebracht hat: »Geht freundlich auf die Leute zu, sagt, dass ihr von der evangelischen Kirche kommt und fragt sie, ob ihr ihnen etwas für die Reise schenken dürft«, umreißt Gellesch einen möglichen Gesprächseinstieg.

Kaum hat er das gesagt, steht er schon mitten in einer Gruppe von Feuerwehrleuten aus dem Lipperland, die mit dem Bus unterwegs sind und direkt neben der Autobankirche Rast machen. Doch auch wenn die ersten Personen, die Gellesch anspricht, nicht so recht wissen, was gerade mit ihnen geschieht, der Chef der Truppe ist hellauf begeistert. So sehr, dass er gleich einen ganzen Stapel Karten an sich reißt und sie anschließend im Bus verteilt.

Niklas Tüpker und Bjarne Thorwesten vom Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder ziehen derweil Richtung Parkplatz los. Noch am vergangenen Wochenende haben sie auf dem Kirchentag in Stuttgart Dienst getan und sind dort mit zigtausend Menschen in Kontakt gekommen. Kein Wunder, dass sie an diesem Vormittag zielstrebig und ohne Scheu auf die Menschen zugehen, die gerade aus ihren Autos steigen oder am Kofferraum herumnesteln. Erst blicken sie in erstaunte Gesichter, doch dann sind die ersten Karten schnell verteilt. Es läuft.

Das tut auch Dirk Gellesch. Er sprintet quer über den Parkplatz, um ein Auto zu erwischen, dessen Motor schon läuft. Beherzt klopft er an die Fensterscheibe. Die Tür öffnet sich. Kurzes Gespräch, Karten übergeben, Tür zu. Fertig. Weiter geht es zur Tankstelle. Das passt prima, denn eines der Postkartenmotive ist mit dem Satz überschrieben »Den Tank auffüllen...immer teurer. Die Seele auffüllen...immer kostenlos.«

Genau darum geht es. Gellesch: »Autobahnkirchen sind Tankstellen für die Seele, wo man zur Ruhe kommen kann.« So wie es schon im Mittelalter Orte an Pilgerwegen gab, wo Wanderer einkehren und Leib und Seele »auftanken« konnten.

Auftanken möchten - wenn auch ganz anders - vier Frauen, mit denen Niklas Tüpker ins Gespräch kommt. Sie sind auf dem Weg zur Ballermann-Party nach Oberhausen. Gott? Nein, damit habe sie nichts am Hut, sagt eine von ihnen. Sie sei schon vor Jahren aus der Kirche ausgetreten. Und schwupps, geben alle vier ihre Karten wieder zurück. Diesmal ist es der junge Pfadfinder, der erstaunt guckt.

Ähnlich ergeht es seinem Kollegen Bjarne Thorwesten. Er stößt auf einen Autofahrer, der in mit deutlichen Worten zurückweist: »Gott gibt es nicht«, sagt er. »Denn wenn es ihn gäbe, dann würden keine minderjährigen Kinder sterben.« Thorwesten antwortet freundlich, doch sein Gegenüber signalisiert unmissverständlich, dass er weder Zeit noch Lust auf Diskussionen hat. Noch bevor der Pfadfinder seine Karten eingesteckt hat, ist der Mann im Wagen verschwunden und düst los.

Solche und andere Erfahrungen kommen in der Schlussrunde in der Kapelle noch einmal zur Sprache. Zum Beispiel die Erfahrung mit der Dreiergruppe, die sich so über die Postkarten gefreut hat, dass sie gleich die ganze Familie damit austtatten will und direkt nach der Übergabe die Kapelle besucht hat.

Nach der Schlussrunde legen die fleißigen Helfer die restlichen Karten im Vorraum der Kapelle aus und stellen die großen Motivbilder, die für den Fototermin angefertigt worden waren, dazu. Demnächst werden die Postkarten auch in den weiteren Autobahnkirchen im Bereich der EKvW ausgelegt: »Exter« bei Vlotho an der A2, »Ruhr« bei Bochum an der A40 und »Siegerland« bei Wilnsdorf an der A45.

Die Autobahnkapelle »Rhynern« ist in einer ehemaligen Tankstelle untergebracht und seit dem 1. Advent 2009 rund um die Uhr geöffnet. Sie wird vom Evangelischen Kirchenkreis Hamm betrieben. Ein Team von Ehrenamtlichen, darunter Hella Döring-Reinhold, Lutz Thomas Kusch und Friedrich Disselhoff, Verwaltungsleiter des Kreiskirchenamtes, kümmert sich darum, dass die Kapelle immer aufgeräumt und sauber ist.

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