Viele Konfirmationen auf Spätsommer oder Herbst verschoben
Das Ja zur eigenen Taufe muss oft warten
Das erste Abendmahl, die große Familienfeier – in Corona-Zeiten müssen viele Konfirmandinnen und Konfirmanden darauf länger warten. Zahlreiche Gemeinden in der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) haben die Konfirmationen auf Spätsommer oder Herbst verschoben. Andere sorgen mit Einzelgottesdiensten für besondere Erlebnisse.
„Sinkende Inzidenzzahlen geben an vielen Orten Hoffnung, dass unser Gemeindeleben allmählich wieder Fahrt aufnimmt und wir Gottesdienste in leibhaftiger Form feiern können“, sagt Präses Annette Kurschus, leitende Theologin der EKvW. „Konfirmationen sind ein einmaliges Ereignis im Leben, egal ob sie in großem oder kleinem Kreis gefeiert werden.“
Die Gemeinden haben in den vergangenen Monaten viel Kreativität bewiesen, um ihre Konfirmandinnen und Konfirmanden durch den Corona-Lockdown zu begleiten: Treffen und kirchlicher Unterricht per Zoom, kleine Päckchen zum ursprünglichen Konfirmationstag und Videos sorgten dafür, dass der Kontakt nicht abriss.
Pfarrer Marco Beuermann aus der Versöhnungs-Kirchengemeinde Rheda-Wiedenbrück hat im vergangenen Herbst an einem Wochenende acht Konfirmationsgottesdienste gehalten – vier Samstag und vier Sonntag, jeweils um 9, 11, 14 und 16 Uhr. „Wir haben jeweils vier bis fünf Jugendliche konfirmiert, damit auch die Familie dabei sein konnte“, erklärt Beuermann. Für 2021 hatte er auf Konfirmationen im Mai gehofft, doch es wird auch in seiner Gemeinde Spätsommer werden.
Pfarrer Jens Hoffmann aus der Kirchengemeinde Verl berichtet von sehr individuellen Lösungen, die seine Gemeinde im vergangenen Jahr für rund 40 Jugendliche gesucht und gefunden hat: „32 wurden in Einzelkonfirmationen über das Jahr verteilt konfirmiert. Da in unsere Kirche nach Schutzkonzept nur 45 Personen passen, war es so möglich, den Familienfest-Charakter zu betonen.“ Am Auftaktwochenende gab es einen „Konfimarathon“ mit Feiern im Zwei-Stunden-Takt. Einige der Konfirmationen aus 2020 stehen in Verl noch aus, weil die Termine von den Familien verschoben wurden, nicht von Seiten der Kirchengemeinde. In diesem Jahr finden alle Gottesdienste des Jahrgangs an zwei Wochenenden statt, die Konfis sind in Zweiergruppen aufgeteilt. „Gerade die individuellen Konfirmationen werden als sehr wertschätzend erlebt“, sagt Hoffmann.
Open-Air-Feiern als Alternative
Auch in den 14 Kirchengemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn läuft in diesem Jahr vieles anders. In Büren-Fürstenberg gab es nach Ostern vier Termine mit Einzelkonfirmationen, die Kirchengemeinde Schloß Neuhaus setzt auf Open-Air-Feiern. Eine Anfrage der westfälischen Landeskirche in den 27 Kirchenkreisen hat ergeben, dass viele Gemeinden ihre Konfirmationen für das Jahr 2021 schon frühzeitig auf den Spätsommer oder Herbst verlegt haben. Einige Feiern sind noch aus dem Jahr 2020 nachzuholen. Bei den Jugendlichen und ihren Familien stießen die Verlegungen größtenteils auf Verständnis, denn viele wünschen sich ein großes Familienfest. Bei der Regel „ein Haushalt plus eine weitere Person“ für private Treffen war das nicht möglich.
Frank Bicks, Konfirmandenbeauftragter der Kirchengemeinde Schwelm, berichtet, dass die Familien durchaus flexibel waren: „In dem ein oder anderen Fall kollidiert der neue Konfirmationstermin mit anderen bereits geplanten Terminen. In diesen Fällen bieten wir an, ihre Kinder in einer der anderen Gruppen mit einzusegnen. Da die Gruppenbindung und Beziehung zur eigenen Konfirmandengruppe durch die lange Phase der digitalen Konfirmandenarbeit längst nicht so eng sind wie sonst in den Jahren, wird auch dieses Angebot angenommen.“
Das aktuelle Corona-Update der westfälischen Landeskirche sagt zum Thema: „Geplante Konfirmationen können in geschlossenen Räumen stattfinden, wenn die Inzidenzwerte gemäß § 1 Abs. 2a der Coronaschutzverordnung NRW an fünf aufeinander folgenden Werktagen konstant und auch weiterhin erwartbar unter der Marke 100 liegen.“ Liegen die Inzidenzwerte darüber, sollte über eine mögliche Verschiebung nachgedacht werden. Alternativ können die Konfirmationen unter freiem Himmel unter Teilnahme eines kleinstmöglichen Kreises der jeweiligen Angehörigen im Umfeld oder auf dem Gelände kirchlicher Gebäude stattfinden.
15 Konfirmationen an zwei Wochenenden
In kleinem Rahmen haben bereits die 91 Konfis aus der Christus-Markus-Gemeinde in Ibbenbüren Ja zur eigenen Taufe gesagt. 15 coronakonforme Gottesdienste an zwei Wochenenden haben die Pfarrer Reinhard Lohmeyer und Christian Heinz mit Jugendreferent Udo Schmidt-Albrecht unter dem Motto „Im Himmel verankert“ gehalten. Die Resonanz sei durchweg positiv gewesen, rund 950 Menschen hätten erfahren, „wie intensiv und stärkend Kirche gerade in herausfordernder Zeit erlebt werden kann“, berichtet die Gemeinde.