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Präses Annette Kurschus predigte zum Reformationstag in Wittenberg

„Das Haus des Glaubens ist kein Bunker“

MedienInfo 75/2019
 

Zum Reformationstag hat Präses Dr. h. c. Annette Kurschus die von Gott geschenkte Freiheit mit ihren Möglichkeiten und Gefahren beschrieben. Diese Freiheit führe Menschen über sich hinaus und aufeinander zu. Sie könne jedoch auch missbraucht werden: „Freiheit, die Gott mir schenkt, wird zu einer hässlichen Fratze, wenn sie anderen schadet“, sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen am Donnerstag (31.10.) in Wittenberg.

Grundlage der Predigt war der Aufruf des Apostels Paulus: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Galater 5,1). Die Präses machte die Aktualität dieser Worte deutlich: „Erschreckend bereitwillig geben Menschen ihre Freiheit auf – nur damit ihnen jemand die Angst abnimmt und das Denken.“ Angesichts ihrer Geschichte bräuchten die Deutschen diesen Hinweis besonders dringend: „Unsere Väter und Mütter haben erlebt, wie leicht man berauscht, ja geradezu besoffen werden kann an der Unfreiheit.“ Dagegen gebe die von Gott geschenkte Freiheit Mut zum unerschrockenen Wort und rufe in die Verantwortung für die Mitmenschen. Denn ein Glaube, der mit sich selbst allein bleiben möchte, wäre ein düsteres Ungetüm. „Das Haus des Glaubens ist kein Bunker. Und die feste Burg, die unser Gott ist, verbietet es, ihn bei uns einzumauern; lässt nicht zu, dass wir unsere Köpfe und Herzen durch Zugbrücken und Schießscharten vor allem Anderen und Fremden schützen.“

Am 31. Oktober 1517 hat Martin Luther in Wittenberg Thesen gegen den Ablasshandel veröffentlicht und damit eine Bewegung ausgelöst, aus der die evangelische Kirche hervorging. Präses Kurschus predigte in der Wittenberger Schlosskirche, an deren Tür Luther seine 95 Thesen angeschlagen haben soll.

 

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