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Weihnachtsbotschaft von Präses Annette Kurschus

„Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut“

Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut: Die Rede ist von den „Weisen aus dem Morgenland“. An unseren Weihnachtskrippen stehen sie als Könige. In griechischer Sprache heißen sie Magoi – Magier. Sie repräsentieren heidnische Weisheit und fremde Religion. Sie können den Lauf der Gestirne deuten und aus der Konstellation der Sterne die Zukunft lesen.

Die Magoi folgen dem Stern. Was ihnen Beine macht, ist nicht das Interesse am eigenen Schicksal. Es ist der Stern eines anderen, der sie lockt. Ein geheimnisvoll fremder Stern. Sie sagen es selbst: Wir sahen seinen Stern aufgehen.

In vielen Varianten hat uns dieser Stern durch den Advent begleitet. In unzähligen Brechungen durchzieht sein Licht die weihnachtliche Zeit. Es leuchtet in den schillernden Farben, die uns auf den Weihnachtsmärkten entgegenglitzern. Es ist in den Kerzen und Lichterketten, in den Schwibbbögen und Erzgebirgspyramiden, die unsere Wohnungen und Häuser schmücken. Rührend unbeholfene Lichter zumeist. Bisweilen erschreckend entstellt. Und doch weisen sie – oft unbewusst – hin auf jenen Stern, dem die Magoi folgen.

Weise Heiden sind sie. Fremde, Andersgläubige, Ungläubige. Aus dem Osten kommen sie. Wir würden heute sagen: Aus dem Irak, aus dem Iran, aus Syrien, aus Afghanistan. Weise sind sie, weil sie ahnen, dass ihr Wissen Lücken hat. Deshalb machen sie sich auf den Weg, um zu fragen, ziehen los und ziehen weiter und nehmen auch Umwege in Kauf.

Viele Menschen gehen zu Weihnachten in die Kirchen und besuchen Gottesdienste. Vielleicht aus Gewohnheit, aus alter Tradition, weil es zum Ritual gehört. Vielleicht voll gespannter Erwartung wie die Weisen. Vielleicht suchen sie etwas, das ihr Herz berührt. Wie mag das bei Ihnen in diesem Jahr sein? Wie bei mir?

Ob und wie und warum immer wir unterwegs sind zu ihm, der das Licht ist: Er kommt zu uns. Er kennt uns. Er wurde Mensch auch und gerade um unsertwillen. Zu Weihnachten wird das bunte Leben in der Volkskirche besonders augenfällig. Ich halte es für ein kostbares Gut. Viele gehören dazu, die nicht von sich sagen würden: „Ich bin Christ.“ Viele arbeiten verantwortlich mit in evangelischen Krankenhäusern, in evangelischen Tageseinrichtungen für Kinder, in evangelischen Schulen, in der Diakonie, singen mit in kirchlichen Chören – ohne sich ausdrücklich zum Evangelium, der Frohen Botschaft, zu bekennen.

Dennoch verehren sie mit ihrem Tun den, unter dessen Verheißung und in dessen Auftrag wir unterwegs sind. Und ich ahne: Christus, der so Verehrte, nimmt die Verehrung an. Weist die Unbeholfenen und Ahnungslosen nicht zurück. Bleibt für uns da. Sieht und hört sich unsere Geschäftigkeiten, unser Singen und Sagen zurecht.
Der Stern, dem die Magoi folgen, führt sie zu einem Kind im Stall.

Dieses Kind ist das Licht. Jesus Christus selbst ist es, der Menschen auf überraschende Weise nah kommt und sie zu sich ruft.

„Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.“
Diese Freude wünsche ich uns allen zum Weihnachtsfest.

Ihre Annette Kurschus,
Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen

Hinweis:
Dieser Text ist in der Weihnachtsausgabe der Westfälischen Nachrichten (www.wn.de) veröffentlicht worden.

 

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Datum: 24.12.2018