Luthers Lebensweg mit den Füßen nachgehen
Barfußpfad zum Reformationsgeschehen
Zu Pfingsten hatten sich Mitglieder der Ev. Auferstehungskirchengemeinde Olsberg-Bestwig etwas Besonderes zum Reformationsjubiläum ausgedacht. Reformation ist in ihren Augen nicht nur Kopfsache. Man kann sie auch über die Füße nachempfinden. Mit einem Barfußpfad.
Angesichts der Tatsache, dass Luther selbst nach Rom zu Fuß gelaufen ist und die meisten Wegstrecken als Mönch gewandert ist, ist das eine gut nachvollziehbare Perspektive. In der Martin Luther-Kirche wurden der Raum vor dem Altar, der Mittelgang und der Raum hinter den letzten Bänken mit Folien und Handwerker-Unterlagen ausgelegt. Auf dem ersten Feld lag Sand. Durchschritt man den, konnte man gleichzeitig einen Text über Luthers Kindheit lesen. Er stammte aus einer zunächst bäuerlichen Familie. Sand und Erde waren dem Kind Martin vertraut. Seine Eltern waren streng, sparten nicht mit körperlicher Züchtigung - die Füße spürten Schmerzen, als sie über Reisig gehen mussten. Danach Eiswasser - es stand für Bedrängnis und Anfechtung, der Weg über trockenes Styropor stand für die Zeit im Kloster, für Suche und auch für den Hinweis von Luthers Mentor auf Christus. Harte Sägespäne machten den anstrengenden Weg zum reformatorischen Durchbruch spürbar. Eine Baumscheibe interpretierte Luthers Ausspruch: »Hier stehe ich und kann nicht anders!« Der Schmerz der Bauernkriege - die Füße bekamen eine Ahnung davon, als die nächste Etappe über harte Schottersteine führte. Welch eine Erholung für die Füße bot danach das weiche Moos. Es deutete Luthers Heirat und die Erholung, die Katharina von Bora ihrem Mann brachte. In parallelen Reihen aufgeklebte Korken entfalteten das Auseinandergehen der evangelischen Konfessionen, feines weiches Sägemehl stand für Luthers Lieder und große Steine für seinen Tod.
Wer das Foyer der Kirche betrat, wurde freundlich von Pfarrer Burkhard Krieger begrüßt, durfte Schuhe und Strümpfe ablegen und im eigenen Tempo den Luther'schen Lebensweg nach-gehen. Es kam natürlich auch zu scherzhaften Bemerkungen, besonders wenn zwei dicht hintereinander liefen. Das bleibt nicht aus bei einer so körperlichen Erfahrung. Pfarrer Dietmar Schorstein und seine Tochter begleiteten die Wegstrecke mit »Ein feste Burg ist unser Gott« an Orgel und Trompete. Die Barfußgänger hatten unterwegs viel gelesen und noch mehr gespürt, sehr unterschiedlich waren die Empfindungen: »Ich weiß, wie man gut über Reisig hinwegkommt. Ich mach das öfter im Wald« sagte ein Frau aus der Gemeinde, eine andere wollte, nachdem sie ihre Füße schon gewaschen hatte, noch ein zweites Mal den Weg nachgehen. Soviel Spaß hatte ihr das gemacht.
Eigentlich schade, dass das Team sich für nur einen Tag so viel Mühe gemacht hat. Über einen Barfußweg Kirchengeschichte zu erlaufen, ist auf jeden Fall ein sehr eindrückliches Erlebnis. KKB