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Vizepräsident Dr. Arne Kupke legt Haushaltsplanung für 2022 vor / 510 Millionen Euro erwartet

„Aufbruch in vielerlei Hinsicht ist jetzt gefragt“

SynodeAKTUELL Nr. 1

Für Dr. Arne Kupke ist der 12. November 2021 „ein historisch bedeutsamer Tag“. Denn: „Das erste Mal in der Geschichte der Evangelischen Kirche von Westfalen ziehen wir finanzpolitische Bilanz. Und wir tun gut daran!“ In seiner Haushaltrede vor der an diesem Wochenende (12./13.11.) in Bielefeld-Bethel digital tagenden Finanzsynode begrüßte der Juristische Vizepräsident der westfälischen Landeskirche am Freitagnachmittag (12.11.) das endgültige Ende der Ära kameralistischer Buchführung.

Durch die flächendeckende Umstellung auf die doppische, also kaufmännische, Buchführung wird es künftig eine transparentere Finanzpolitik geben. Dadurch zum Vorschein kommen aber auch hohe Verschuldungen in den Rückstellungen, vor allem der kirchlichen Versorgungskasse. „Das seit dem Mittelalter geprägte Bild vom Reichtum der Kirche löst sich auf und wir stehen da wie bei des Kaisers neuen Kleidern“, so Kupke. „Ich bedauere sehr, dass wir nicht schon 2009 eine Eröffnungsbilanz vorgelegt haben. Dann hätten wir heute sehen und allen zeigen können, dass sich die große Lücke durch kraftvolle Sanierung seit dem Jahr 2009 bereits halbiert hat.“

Finanzkraft für Umbau, Rückstellungen und neue Projekte

Von der traditionell konservativ-vorsichtigen Kirchensteuerschätzung profitierte die Landeskirche auch im vergangenen Pandemiejahr: „Wir waren wieder gut westfälisch vorsichtig und wurden durch eine echte Erholung der Wirtschaft freudig eingeholt“, freut sich Kupke. Sein Fazit: „Wir sind also dank unserer Vorsicht in 2021 gut ausgestattet und starten mit guten Aussichten für 2022, wenn es nicht noch zu Einbrüchen kommt. Das gibt uns Finanzkraft für Umbau, Rückstellungszuweisungen und Projekte. Und das sollten wir nutzen.“ Dazu gehören die Förderung der Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt (1,1 Millionen Euro) oder die Weiterentwicklung der Ehrenamtsförderung in der Evangelischen Kirche von Westfalen (384.000 Euro).

Haushaltsplanungen 2022

Der Planung für das Haushaltsjahr 2022 liegt – wie im vergangenen Jahr – ein voraussichtliches Kirchensteueraufkommen von 510 Millionen Euro zugrunde: 498,4 Millionen Euro fließen im kommenden Jahr u.a. in die Verteilung an die Kirchenkreise, in die Pfarrbesoldung, den Allgemeinen Haushalt der Landeskirche und in gesamtkirchliche Aufgaben (u.a. Weltmission und Ökumene). Die Landessynode verabschiedet den Haushalt 2022 voraussichtlich am Samstagnachmittag (13.11.).

Stichwort: Neues Kirchliches Finanzmanagement (NKF) – von der Kameralistik zur kirchlichen Doppik

Ausgangslage für die Einführung des NKF ist der Beschluss der Kirchenleitung vom 15. März 2007 zur Umstellung des Haushalts- und Rechnungswesens aller Rechtsträger der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) von der Kameralistik auf die kirchliche Doppik unter Verwendung einer einheitlichen Software. Entscheidender Faktor für die Finanzkraft der EKvW ist die Mitgliederentwicklung (sinkende Mitgliederzahlen) und die angespannte Haushaltssituation (Faktoren z.B. Arbeitslosigkeit, Lohnzuwächse, Steuern, Zinsen, Demografie, etc.). Um sich über diese Grundlagen ein klareres Bild zu verschaffen, um Ressourcen zu erkennen, darzustellen und generationenübergreifend effizient zu nutzen, wird die Umstellung einer Ist- zu einer Sollbuchführung vollzogen.

Kameralistik (lateinisch camera = „Zimmer/Gewölbe“, hier in etwa „fürstliche Schatztruhe“), ist ein Verfahren der Buchführung, entwickelt 1762 vom österreichischen Hofrat Johann Mathias Puechberg. In der kameralen Buchführung soll vor allem die Ausführung des Haushaltsplanes nachgewiesen werden – Zahlungsströme stehen hier mehr im Mittelpunkt. Planrechnungen werden auf Basis von Prognosen erstellt.

Doppik steht für „doppelte Buchführung“: Doppelte in Konten. Diese sogenannte „kaufmännische Buchführung“ zeichnet sich aus durch ein Haushaltsbuch, durch Kosten- und Leistungsrechnung. In der Doppik werden das bewertete Vermögen und der Schuldenstand, erweitert um das Jahresergebnis, dargestellt. Das ermöglicht den Einsatz betriebswirtschaftlicher Anwendungen wie Controlling, Kostenrechnung und Liquiditätsmanagement.

Die Landessynode, in der die 465 Gemeinden vertreten sind, ist das höchste leitende und gesetzgebende Gremium der Evangelischen Kirche von Westfalen. Unter Leitung von Präses Annette Kurschus kommen die insgesamt 193 Mitglieder in diesem Jahr erstmals zu einer Frühjahrs- und einer Herbstsynode zusammen. Stimmberechtigt sind 164 Synodale einschließlich Kirchenleitung. Von den stimmberechtigten Synodalen sind 67 Theologen und 97 Nichttheologen. Hinzu kommen 28 beratende Mitglieder. Die Synode tagt im Herbst 2021 pandemiebedingt digital.

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