Führender Repräsentant der bundesweiten Klima-Allianz
Altpräses Buß wird 75
Der frühere westfälische Präses Alfred Buß wird am Mittwoch (6. April) 75 Jahre alt. Er stand von 2004 bis 2012 als leitender Theologe an der Spitze der Evangelischen Kirche von Westfalen, mit rund 2,1 Millionen Mitgliedern die viertgrößte Landeskirche in Deutschland.
Bis Ende 2018 war er sechs Jahre lang Sprecher der Sendung "Das Wort zum Sonntag" (ARD). Von 2011 bis Dezember 2021 engagierte er sich als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen. Bis 2018 war er zudem Beiratsvorsitzender des Martin-Luther-Forums Ruhr.
In der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) leitete der Theologe, der seit 2009 die Ehrendoktorwürde der Universität Münster trägt, von 2004 bis 2009 die Kommission für Migration und Integration. Als ein führender Repräsentant der bundesweiten Klima-Allianz machte er sich in seiner Amtszeit als Präses zudem für den Atomausstieg und erneuerbare Energien stark.
Umweltthemen stellte Buß auch beim „Wort zum Sonntag“ häufig nach vorne, etwa indem er dazu aufrief, den Fleischkonsum zu reduzieren und nur Fleisch aus artgerechter Haltung zu kaufen. Besondere Sendungen waren für den Theologen das „Wort zum Sonntag“ 2015 nach dem Attentat auf die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und beim Deutschen Evangelischen Kirchentag 2017 live aus Wittenberg. Heftige Reaktionen erhielt er nach einem Beitrag zu den Olympischen Spielen 2016, in dem er sagte, Olympia habe seine Seele verkauft.
Der aus Ostfriesland stammende Buß studierte Theologie in Bethel und Tübingen. Nach einer Zeit als Studienleiter war er Pfarrer und Superintendent in Unna am östlichen Rand des Ruhrgebiets, wo er jetzt wieder wohnt. Buß ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern sowie Großvater von fünf Enkelinnen und Enkeln.
Auch im Ruhestand versteht sich Buß weiter als Pastor und steigt auf die Kanzel oder hält Vorträge. In letzter Zeit sei er „vermehrt zum Prediger in plattdeutscher Sprache geworden“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Corona-Pandemie und eine schwere Erkrankung seiner Tochter hätten seine Aktivitäten allerdings erheblich eingeschränkt. Gleichwohl ist er weiterhin Autor von Radioandachten und engagiert sich als Kuratoriumsmitglied beim Bildungsverband „Berid“ für Zirkus- und Schaustellerkinder sowie im Freundeskreis der liberalen jüdischen Gemeinde und einer Geschichtswerkstatt in Unna.
Seine Zeit im Ruhestand nutze er auch, um „kritischer hinzusehen, woran manches gescheitert ist und scheitert in Kirche und Gesellschaft“, sagte Buß dem epd. Er wolle konstruktiv kritisieren und „gemeinsam Wege suchen zwischen gestern, heute und morgen“. Mit Blick auf seinen runden Geburtstag habe er „das eigene Verfallsdatum im Blick“ und sehe „die 75 als ,Mindesthaltbarkeitsdatum‘“ an. „Es geht noch was, aber auf Zeit. Bist du weise, wirst du leise“, sagte Buß und zitierte einen Bibelvers aus den Sprüchen Salomos (Kapitel 2, Vers 6): "Denn der Herr gibt Weisheit, und aus seinem Munde kommen Erkenntnis und Einsicht." (epd)