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Lehrertag: Schulministerin Gebauer lobt konfessionell-kooperativen Religionsunterricht

Den Glauben nicht in Hinterköpfe und Hinterhöfe verbannen

Weil Religion eine starke soziale und kulturelle Kraft ist, hat sie im weltanschaulich neutralen Staat und damit auch in staatlichen Schulen einen selbstverständlichen Platz, betonte Präses Annette Kurschus am Freitag (29.9.) in Dortmund.

»Wer den Glauben privatisiert, ignoriert systematisch einen gesellschaftlichen Faktor ersten Ranges, verbannt ihn in Hinterköpfe oder Hinterhöfe und lässt ihn dort mit sich allein«, sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) vor gut 750 Lehrerinnen und Lehrern aller Schulformen.

Schutz gegen plumpen Fundamentalismus

Weil Gott, Glaube und Religion in dieser Welt vorkommen, sollten sie auch in der Schule vorkommen, sagte Kurschus. Im Sinne des Grundgesetzes findet hier kein »neutraler« Religionskundeunterricht statt. Vielmehr machten authentische Vertreter der Religionsgemeinschaften ein Angebot zur Orientierung, ohne dabei die eigene Position zu verschweigen. Zur religiösen Bildung gehört es nach Überzeugung der Präses, dass man mit den eigenen religiösen Traditionen bekannt und vertraut wird. »Einen besseren Schutz gegen plumpen Fundamentalismus und gegen die dünnen und gefährlichen Phrasen religiöser Vereinfacher gibt es nicht.«

Unter dem Motto: »Bildung braucht Religion – Religion braucht Bildung« hatte die westfälische Landeskirche zum Tag der Lehrerinnen und Lehrer eingeladen, der alle vier Jahre stattfindet, diesmal in Kooperation mit dem Erzbistum Paderborn und dem Bistum Münster.

Auch für NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer ist der Religionsunterricht ein »identitäts- und sinnstiftendes Angebot«, das über religionskundliches Fachwissen weit hinausgeht. In ihrem Grußwort beschrieb sie es als Ziel religiöser Bildung, aus der eigenen religiösen Identität heraus dem anderen »respektvoll, tolerant und neugierig zu begegnen«. Diesem Ziel diene auch der jüngst beschlossene und ab 2018 mögliche Religionsunterricht in evangelisch-katholischer Kooperation. Auch der weitere Ausbau des Islamischen Religionsunterrichts sei von hoher Bedeutung, um ein besseres gegenseitiges Verständnis der Religionen zu erreichen.

Ökumenisches Signal

Dr. Wolfgang Huber, der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), nannte die evangelisch-katholische Zusammenarbeit im Religionsunterricht eines der wichtigsten ökumenischen Signale im Jahr des Reformationsjubiläums 2017. »Ich hoffe darauf, dass dieser Schritt zu weiteren ökumenischen Schritten ermutigt«, sagte der ehemalige Berliner Bischof.

Als ein Hauptmerkmal der Reformation, die vor 500 Jahren begann, beschrieb Huber das Prinzip: »Bildung für alle«. Dieser Grundsatz bewähre sich heute auch darin, dass zum Beispiel Flüchtlinge Bildungsmöglichkeiten bekommen. Die Schule müsse ein geschützter Bereich sein, in dem Kinder sich sicher und geachtet fühlen können. »Ein Eingriff der Polizei in den Schulalltag, um Kinder einer Abschiebung zuzuführen, muss ausgeschlossen sein«, sagte Huber.

Jugendliche sollten nicht mit einem gesellschaftlichen Leitbild konfrontiert werden, das »Aktienkurse wichtiger findet als Arbeitsplätze, Autos attraktiver als Menschen, Hunde akzeptabler als Kinder«.

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