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Das gab’s noch nie: Interreligiöses Projekt auf der Landesgartenschau für Toleranz und Frieden

Zehn Konfessionen, sieben Religionen und ein GlaubensGarten

Pfarrerin Antje Lütkemeier, Pastor Georg Kersting und Modjgan Bidardel haben geschafft, woran hochrangige Politiker und religiöse Würdenträger oftmals scheitern: Die evangelische Gemeindepfarrerin aus Bad Lippspringe, der Leiter des katholischen Pastoralen Raumes an Egge und Lippe und das engagierte Gemeindemitglied der örtlichen Bahá’í-Gemeinde haben mitten auf der Landesgartenschau 2017 einen ganz besonderen Ort des Friedens und toleranten Miteinanders geschaffen – einen interreligiösen GlaubensGarten.

Zwar nicht allein, sondern in einem ganzen Team von haupt- und ehrenamtlich Engagierten, aber doch als Kern des verantwortlichen Projektteams und Mitplaner der ersten Stunde im Jahr 2011, als klar war, dass die Landesgartenschau 2017 ins ostwestfälische Bad Lippspringe kommt. Herzstück ist der rund 80 Quadratmeter große und sechs Meter hohe modern gestaltete Pavillon, der Treffpunkt und Andachtsraum, Info-Stand und Ausstellungsfläche, Ruhe-Oase und »Grünes Klassenzimmer« zugleich ist. Der ungewöhnliche GlaubensGarten, der laut Machern die »erste interreligiöse Präsenz auf einer Landesgartenschau« ist, soll das »friedliche und tolerante Miteinander in der Verschiedenheit des Glaubens sichtbar und erlebbar machen«. Ein nicht immer ganz einfaches und konfliktfreies Unterfangen, zehn Religionsgemeinschaften an einen Tisch bzw. in einen GlaubensGarten zu kriegen. Aber es hat sich gelohnt, wie ein Rundgang durch die sieben um den Pavillon herum angelegten Gärten der Religionen zeigt.

Los geht’s im Uhrzeigersinn mit dem – wie alle Gärten – 16 Quadratmeter großen - Garten des Sikhismus , dann folgen der Garten des Christentums, der Garten des Islam, der Garten des Buddhismus, der Garten des Hinduismus, der Garten des Judentums und der Garten der Bahá’í. Jeder der sieben Gärten hat seinen ganz eigenen Charme. Ist Sinn- und Spiegelbild seiner Religion, vermittelt faktisch Wissenswertes und strahlt durch Blumen und Bäume, Farben und Formen, Stein, Holz und Metall einfach Schönheit und Ästhetik aus. Kleine Kraftorte mitten im Kurwald. Dennoch ist der Garten der Christen etwas ganz Besonderes. Denn in ihm finden sich gleich vier christliche Konfessionen wieder: die katholische Kirche, die evangelische Kirche, die syrisch-orthodoxe Kirche und die neuapostolische Kirche. Bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Im Mittelpunkt ein Tisch mit einer Wasserschale, einem Wasserspiel. Die Schale steht für das verbindende Element der Taufe, die untereinander anerkannt ist. Der Tisch aber hat Ecken und Kanten. Er symbolisiert das Abendmahl, die Eucharistie. Immer noch Diskussionspunkt und Wermutstropfen im ökumenischen Miteinander. Weitere Blickfänge sind der Apfelbaum, der Weinstock und das zweisprachige »Vater unser« in Deutsch und Aramäisch.

Für Bürgermeister Andreas Bee ist der interreligiöse Glaubensgarten, dessen Rechtsträgerschaft der Evangelische Kirchenkreis Paderborn übernommen hat, ein Vorzeigeprojekt und Publikumsmagnet der Landesgartenschau. Und die hat bislang über 400.000 Besucherinnen und Besucher in seine Kurstadt gelockt. Ein wichtiger Imagegewinn, über den sich auch Einzelhändler und Gastronomen freuen. Andreas Bee schätzt den Glaubensgarten und ist dankbar für das kirchliche Engagement. Und ein bisschen Stolz kann man auch in der Stimme hören, wenn er vom bewährt guten Miteinander der Konfessionen und Religionen vor Ort spricht. Und das merkt man. Findet auch EKvW-Vizepräsident Albert Henz bei seinem Besuch im GlaubensGarten. Er dankte Pfarrerin Antje Lütkemeier, Pastor Georg Kersting und Modjgan Bidardel stellvertretend für alle Mitwirkenden für ihr tolles Engagement, das das Stückchen Kurwald zu dem gemacht hat, was es jetzt ist: Ein wunderbarer Ort, an dem religiöse Toleranz und Offenheit, Akzeptanz und gemeinsam Glauben leben keine leeren Floskeln, sondern tägliche Praxis sind.

Bis zum 15. Oktober haben Gartenfreunde und Glaubensinteressierte noch Gelegenheit, durch die 33 Hektar große Landesgartenschau mit Kaiser-Karls-Park und Kurwald sowie dem kleinen, direkt im Ortskern gelegenen Arminus-Park zu flanieren. Und einen Zwischenstopp im Glaubensgarten einzulegen. Denn: Hier ist jeder herzlich willkommen. Ganz gleich, welcher Religion und Konfession.

 

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