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Albert Henz besuchte und würdigte westfälische Projekte in Wittenberg

Summer School, Barmen-Pavillon & Mittagsgebet

Sommer 2017 in Wittenberg: Dort, wo Martin Luther vor 500 Jahren den Stein der Reformation ins Rollen brachte, als er am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche nagelte.

Bei Radtouristen und Kulturreisenden ohnehin stets beliebt, lockt die Lutherstadt im Jubiläumsjahr mit der »Weltausstellung Reformation – Tore der Freiheit« zurzeit zigtausende zusätzliche Besucherinnen und Besucher in die ostdeutsche Kleinstadt. So auch Vizepräsident Albert Henz.

Es ist ein volles Programm, das ihm Pfarrer Ulrich Wolf-Barnett, der im Landeskirchenamt die Aktivitäten zum Reformationsjubiläum koordiniert, zusammengestellt hat: Acht offizielle Termine in 24 Stunden. Von Tischgesprächen à la Luther mit deutschen und internationalen Stipendiaten bei der »Summer School 2017« des Ev. Studienwerks Villigst über den »youngPOINTreformation« der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej) und den Pavillon der drei NRW-Landeskirchen zum Thema »Gelebte Reformation. Die Barmer Theologische Erklärung« bis hin zum Podium »Trans* und Spiritualität«. Sein Ziel: Die Weltausstellung zu sehen und einfach mal DANKE sagen. Insbesondere all den westfälischen Mitwirkenden, haupt- und ehrenamtlich. Auf der Bühne, an den Ständen, hinter den Kulissen. Denn: »Nur mit Ihrem Engagement und Ihren Ideen ist diese tolle Präsenz unserer Landeskirche auf der Weltausstellung überhaupt möglich geworden!«

Summer School 2017, Donnerstag18 Uhr

Die rund 80 Studierenden aus dem In- und Ausland, allesamt Stipendiaten der 13 deutschen Begabtenförderungswerke, haben schon einen langen und anstrengenden Studientag hinter sich. Trotzdem sind sie hochmotiviert und neugierig, als Projektkoordinator Lars Schulz sie nach dem Abendessen im großen Saal der modernen Jugendherberge – gleich neben der historischen Schlosskirche – zu den anstehenden »Tischgesprächen« zum Thema Gender einlädt. Wein, Wasser und Brot stehen schon bereit. Ganz in der Tradition Martin Luthers, wie Schulz erklärt. Denn der habe 500 Jahre zuvor damit begonnen. Habe Freunde und Wegbegleiter der Reformation zu sich ins Pfarrhaus eingeladen und mit ihnen über aktuelle Themen debattiert. Und das ganz in der Nähe, im »Schwarzen Kloster«, am anderen Ende der heutigen Fußgängerzone.

Dann stellt Schulz die Diskutanten und »Gastgeber« vor: Dr. Kerstin Söderblom - Pfarrerin und Studienleiterin im Ev. Studienwerk Villigst, außerdem seit knapp 20 Jahren Mitglied im »Europäischen Forum christlicher Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen- und Transgender-Gruppen«. Luise Strothmann - taz-Redakteurin mit Faible für feministische Themen, seit sie im Volontariat zu Recherchezwecken mal eine Woche mit lila Latzhosen durch die Stadt laufen musste. Andrea Rottmann, die an der Universität Michigan (USA) über Queerness im Berlin der 40er bis 60er Jahre promoviert. Und Albert Henz, der als westfälischer Vizepräsident zugleich Vorstandvorsitzender des Evangelischen Studienwerks Villigst ist. Vier unterschiedliche Charaktere – vier unterschiedliche Biographien. Aber eins haben sie gemeinsam: das entschiedene Engagement für eine tolerante Gesellschaft und Kirche, in der nicht die sexuelle Orientierung, sondern der Charakter des Menschen zählt.

Dann geht es los. Die ersten Gruppen werden zugelost. 16 junge Leute aus Deutschland und Indien setzen sich zu Albert Henz an den Tisch, füllen ihre Gläser und legen nach anfänglichem Zögern los. Fragen auf Englisch nach dem Wandel des Pfarrberufs und des Familienbegriffs in den letzten Jahrzehnten, nach kirchlichen Positionen und fundamentalistisch-konservativen Kritikern, nach Mission und Toleranz in der Flüchtlingsfrage. Nach 45 Minuten gongt es. Ralf Schulz lässt die Gruppen wechseln. Elf neue Gesichter, neue interessante Fragen. Diesmal auf Deutsch. Wie denn die viel kritisierte familienpolitische Orientierungshilfe der EKD in den Landeskirchen angekommen sei? Freimütig merkt Henz an: »Die war von einer Expertenkommission der EKD verfasst« und quasi von oben verordnet »ohne theologische Vorbehalte zu reflektieren«. In Westfalen sei die landeskirchliche Hauptvorlage zum Thema Familie dagegen breit in Kirchenkreisen und Gemeinden diskutiert worden. Herausgekommen sei »eine einvernehmliche Schrift«, die Treue und Verlässlichkeit als zentrale Werte manifestiere und damit auch die offizielle Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ermögliche. Dabei kommt das Gespräch auch auf den Apostel Paulus und das hermeneutische Schriftprinzip. Henz ermutigt die jungen Leute, die Bibel vom tieferen Kern zu interpretieren, spricht mit ihnen über die Zehn Gebote und ihre große Aktualität. Das macht ihm sichtlich Spaß. Sein Fazit, das später auch über den Twitter-Account der Summer School 2017 verbreitet wird: »Wenn sowas passiert wie heute, dann ist mein Theologenherz befriedigt.«
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Interview-Pavillon, Freitag 10 Uhr

Die Einladung zum »Interview am Küchentisch« kam über die »r2017«-Geschäftsstelle. Die vier jungen Freiwilligen Mathilda, Miriam, Gideon und Julius warten schon. In der Mitte des großen weißen Interview-Pavillons im Torraum 5 »Gobalisierung / Eine Welt« direkt vor der Exerzierhalle steht eine Küchenwand mit großem Tisch. Die perfekte Kulisse für die geplanten 95 Kurz-Interviews mit Kirchenvertretern, Politikern und Vertretern von Nichtregierungsorganisationen, mit Promis, aber auch »ganz normalen« Wittenbergern. Über 70 Videos haben die vier in den vergangenen zwölf Wochen schon gedreht und auf youtube online gestellt. Ein kurzes Vorgespräch, dann geht’s los. Fünf Fragen zur Reformation. Wo reformatorisches Handeln heute notwendig sei, ist eine davon. »Beim Thema Gerechtigkeit«, sagt Henz und fordert gerechte Teilhabemöglichkeiten in Deutschland und weltweit. Und ja, die öffentliche Segnung homosexueller Paare ist für ihn durchaus eine »kleine Reformation der modernen Kirche«. Gestellt hat ihm die Fragen Julius, der gebürtige Wittenberger, der sich selbst als »Kulturprotestant« ohne enge kirchliche Bindung bezeichnet. Die Weltausstellung verbindet also, und nicht nur binnenkirchlich. Henz ist erfreut: »Wenn uns das gelingt, hat sich der ganze Aufwand gelohnt.«
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youngPOINTreformation, Freitag 10.45 Uhr

Der Hochseil-Klettergarten, der hoch oben auf dem Begegnungszentrum der Evangelischen Jugend im Torraum 3 »Jugend« angelegt und ein echter Hingucker ist, ist schon von weitem sichtbar. Eigentlich ist der Besuch im »youngPOINTreformation«, an dem auch die westfälische Landeskirche beteiligt ist, erst für nachmittags vorgesehen. Aber der Bau liegt auf dem Weg zum Bunkerberg, und Projektleiterin Daniela Broda ist spontan. Gemeinsam mit einem der wöchentlich wechselnden Ehrenamtlichen führt sie die Besucher durch die interaktive Mitmach-Ausstellung im Innern und lädt sie ein, sich mit der Frage nach dem guten Leben im Sinne des »Buen-Vivir-Konzepts« auseinanderzusetzen. Das heißt: Wie wollen Menschen leben – wie können sie Verantwortung für ein friedliches, sozial, ökonomisch und ökologisch gerechtes Zusammenleben der Menschen auf der einen Welt übernehmen? All das im Horizont jugendlicher Vorstellungen und Aussichten.

Der architektonisch auffällige Bau kann nach der Weltausstellung übrigens wieder rückstandsfrei abgebaut und recycelt werden. So schont das Projekt Umwelt und Ressourcen. Als Gesamtensemble ist er Ausstellungsort, Veranstaltungsfläche und Raum für Ruhe, Einkehr und Gottesdienst gleichermaßen. Außerdem bietet er den jungen Menschen ein Zuhause, die während des Ausstellungszeitraums hier leben und sich engagieren. Hier wird gegessen, getrunken, gewacht und geschlafen. Hier wird entdeckt, erlebt und nachgedacht, gelernt, gestaunt und Gottesdienst gefeiert. Hier kann man Menschen kennen lernen, allein sein und die Stille oder den Austausch mit Anderen suchen.

Weiter geht’s. Mit dem Klettern wird’s heute nix. Selbst, wenn Albert Henz gewollt und Anzug, Krawatte und Lederschuhe gegen ein klettertaugliches Outfit getauscht hätte… Das erlebnispädagogische Angebot ist über Wochen restlos ausgebucht.
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Bunkerberg, Freitag 12 Uhr

Knapp 20 Menschen haben sich heute zum Mittagsgebet mit Albert Henz auf dem Bunkerberg versammelt. Hier – im Torraum 2 zwischen Lutherhaus und Luthereiche – ist Spiritualität unmittelbar erlebbar. Durch Gebet und Segen, aber auch durch »Die Suche nach mir selbst«. So haben die Studierenden der Hochschule Düsseldorf ihre Installation genannt. Durch spiegelnde Brüstungen werden die Besucherinnen und Besucher Teil der Inszenierung. In den Spiegeln verbinden sich Perspektiven, sie schaffen neue Eindrücke. Auf den Wegen lösen sich Gruppen auf, betreten eigene Pfade. An einer Stelle des Bergs laufen die Stege aufeinander zu und werden in einem Spiegel weitergeführt, der diese angedeutete Wegkreuzung überdacht.

Von unten hineingeschaut, spiegelt sich die Erde darin. Von der Kuppe aus reflektiert das Blau (an Regentagen: Grau) des Himmels. Die Installation besteht aus Stegen, die nahezu freischwebend, nur auf Stützen befestigt, durch die Luft führen. Die Wege aus Metall fügen sich in die Landschaft ein, verbinden sich mit dem Bunkerberg und ragen an einzelnen Stellen darüber hinaus. Unter den Teilnehmenden am Mittagsgebet ist auch ein Ehepaar, das den Vizepräsidenten noch aus seiner Zeit als Superintendent im Kirchenkreis Iserlohn kennt. Und eine junge Theologin aus Westfalen, die vor ein zwei Jahren von Henz im Examen geprüft worden ist, sie lassen sich auch persönlich segnen. Zufallsbegegnungen in Wittenberg. Schön.
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Seelsorge-Riesenrad, Freitag 12.30 Uhr

Nicht wirklich eingeplant, aber kurzentschlossen eingeschoben wird der Besuch am 30 Meter hohen Riesenrad an der Wallstraße, das Teil der Ausstellungsfläche der Fachkonferenz Seelsorge und Beratung in der EKD ist. Zu den Seelsorgern, die unten am InfoPoint Dienst tun, über die unterschiedlichen Arbeitsbereiche – von der Notfall- über Telefon-, Krankenhaus-, und Militär- bis zur Urlauberseelsorge – informieren und auch selbst ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Besucherinnen und Besucher haben, gehört auch Pfarrer Ingo Göldner aus Ladbergen im Tecklenburger Land. In dieser Woche unterstützt der westfälische Gemeindepfarrer das Seelsorge-Team in Wittenberg und freut sich über das Interesse an ihrem Engagement.
Die Idee des Seelsorge-Riesenrads, das unter dem Motto »Seelsorge zwischen Himmel und Erde« steht, ist laut Werbetext übrigens ganz einfach: »Im Riesenrad ist es wie im Leben. Es gibt schöne, luftige Momente, in der die Erdendinge und Alltagssorgen etwas kleiner erscheinen. Manchmal geht es allerdings auch abwärts. Seelsorge hilft auf dieser Reise durchs Leben. Die Gondeln sind ein geschützter Raum, in dem Geheimnisse anvertraut werden können. Wer möchte, kann auf der Fahrt mit einer Seelsorgerin oder einem Seelsorger sprechen. Andere wollen sich vielleicht lieber von der Musik in den Gondeln begleiten lassen. Man muss aber nicht unbedingt reden oder feiern, sondern kann einfach entschleunigen und ganz langsam Wittenberg von oben genießen.« Letzteres tun auch die Gäste aus Bielefeld. Trotz des Wolken verhangenen Himmels. Immerhin ist es trocken.
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Altes Rathaus, Freitag 15 Uhr

Termin beim Oberbürgermeister. Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Wittenberg. Die Bielefelder sind zu früh, OB Torsten Zugehör ist noch in der Mittagspause. Also wird erst einmal der neue Imagefilm der Stadt angeguckt. Von der großen Bühne, die direkt vorm Alten Rathaus auf dem Marktplatz steht, wummern derweil die Bässe durch die historischen Mauern. Das Goldene Buch liegt schon bereit. Doch als Torsten Zugehör pünktlich den Saal betritt, werden erst einmal ein paar freundliche Worte gewechselt. Der Politiker schätzt die Kooperation von Stadt und Reformationsjubiläum 2017 e.V. und nennt die Weltausstellung einen Gewinn für seine Stadt.

Er ist zufrieden, auch wenn immer wieder über mangelnde Besucherzahlen geklagt wird. Manche Medien schreiben sogar von einem Flop. Zwar bleibt die aktuelle Zahl der verkauften Tickets weit hinter der angestrebten 500.000er-Marke zurück, aber die Stadt ist voll. Touristen kommen. Nur leider oft zu kurz. Was vor allem die Stände im Grüngürtel jenseits der Altstadt zu spüren bekommen. »Gott hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung«, schreibt Albert Henz anschließend ins Goldene Buch: 2. Korinther 5, Vers 19. Der Lehrtext für den 11. August 2017. Anschließend überreicht er als Gastgeschenk noch ein paar Pralinen aus Bielefeld. Mit Stadtwappen und Leineweber.
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NRW-Kirchen-Präsenz »Die Barmer Theologische Erklärung«, Freitag 15.30 Uhr

Die beiden westfälischen Pfarrer Dr. Karl-Christoph Flick und Dr. Albrecht Thiel sowie ihre rheinische Kollegin Renate Wieczorek stehen schon parat und freuen sich über jeden Besucher, den sie begrüßen dürfen. So zwischen 20 und 60 sind es am Tag. Die drei, allesamt Ruheständler, sind für eine Woche  in Wittenberg und halten für die drei NRW-Landeskirchen gemeinsam die Stellung. Herzstück des etwa 100 Quadratmeter großen Pavillons »Gelebte Reformation« im Torraum 6 »Ökumene und Religion« ist die vom Rheinland konzipierte Wanderausstellung zur Barmer Theologischen Erklärung.
Auf der Bekenntnissynode am 31. Mai 1934 in Wuppertal-Barmen unterzeichnet, ist sie die zentrale theologische Äußerung der Bekennenden Kirche unter der nationalsozialistischen Herrschaft zwischen 1933 und 1945. Sie richtete sich gegen die falsche Theologie und das Kirchenregime der »Deutschen Christen«, die damit begonnen hatten, die evangelische Kirche der Diktatur Adolf Hitlers anzugleichen. Die interaktive Ausstellung über die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Barmer Theologischen Erklärung sowie aktuelle Konsequenzen macht Reformation bis in die Gegenwart erlebbar.
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Christuszelt, Freitag 17 Uhr

Der letzte offizielle Termin an diesem Tag. Aber ein ganz wichtiger: Gespräch und Lesung zum Thema »Trans* und Spiritualität«. Passend zur Themenwoche Familie, Lebensformen und Gender. Textpassagen aus der Biographie von Pfarrerin Christina Bergmann (»Und meine Seele lächelt. Transsexualität und Spiritualität. Mein Weg zu einem authentischen Selbst«, 2011) – gelesen von Landesmännerpfarrer Martin Treichel (IKG, Villigst) - und Interviewfragen von Nicole Richter (Frauenreferat der EKvW) an Albert Henz wechseln sich ab. Als Henz, damals noch Superintendent im Kirchenkreis Iserlohn, den Gemeindepfarrer Christoph Bergmann kennenlernt, ist er sofort angetan. Ein begnadeter Theologe, beliebt und engagiert, verheiratet, Vater von zwei Kindern. Ein Familienidyll im ländlichen Pfarrhaus. So scheint es. Aber, erinnert sich Henz, »da war auch so eine tiefe Traurigkeit hinter der fröhlichen Fassade«. Doch bis die offen zutage tritt, vergeht noch eine ganze Weile.

Dabei hatte Christina Bergmann schon früh das Gefühl, im falschen Körper zu stecken. In ihren Kindheitserinnerungen schreibt sie, dass sie eigentlich schon immer ein Mädchen sein wollte. Aber auch von Angst, Scham und Verstörung. Dem Fügen in gesellschaftliche Normen: Theologiestudium, Heirat, Kinder. Nach außen bleibt der Schein vorerst gewahrt. Aber im Inneren hat das Ringen schon längst begonnen. Mit der eigenen Identität. Aber auch mit Gott. Am Ende siegt der Gott der Liebe, der stärker ist als der Gott der Moral.

Als Christoph Bergmann sich schließlich outet und 2008 zu einer Geschlechtsangleichung entschließt, steht Albert Henz zu ihm, verspricht, ihn auf dem schwierigen Weg pastoral zu begleiten . Bergmanns größte Sorge gilt dabei der Familie: Wie hält die Beziehung das aus? Was sagen die Kinder? Die damals siebenjährige Tochter reagiert mit Abwehr: »Papa soll kein Mädchen werden!«. Die Zehnjährige dagegen hat Verständnis: »Aber wenn Papa schon 42 Jahre lang ein Mädchen sein möchte, dann soll er das endlich werden!« Auch die Beziehung hält. Seine Familie gibt ihm Kraft. Sie bleiben zusammen. Bis heute. Sogar die Gemeinde reagiert erstaunlich gelassen auf ihren Pfarrer, der langsam zur Pfarrerin wird.

Trotzdem ist es kein einfacher Weg, den Christina Bergmann bis heute gegangen ist. Aber sie hat durch ihre Offenheit vielen anderen Betroffenen Mut gemacht, ebenfalls ihren ganz eigenen Weg zu gehen. Immerhin gibt es in Deutschland etwa 172.000 transidente Menschen, die sich nicht mit dem eigenen biologischen Geschlecht identifizieren. Wenn Albert Henz zurückblickt, denkt er auch an die besonderen Abschiedsrituale, die er praktiziert hat, um Christina Bergmann »gesegnet ihren Weg ziehen zu lassen«. Liturgische Formen, die auch für die EKD Anstoß und Impuls sein könnten, findet er.
Und das Resümee der einstündigen, sehr dichten und bewegenden Veranstaltung in einem Satz: »Kirche muss inklusiv sein, sonst hört sie auf Kirche zu sein!«
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24 Stunden Wittenberg – interessante Begegnungen, spannende Impulse und unzählige Eindrücke. Nur ein kleiner Einblick in die viermonatige Weltausstellung Reformation, die noch bis zum 10. September in Wittenberg zu sehen ist. Was bleibt, sind: Dankbarkeit für so viel Engagement. Respekt vor dem, was in diesen Tagen und Wochen in der Lutherstadt auf die Beine gestellt wird. Und die Hoffnung, dass vieles auch über das Reformationsjahr hinaus weiterwirkt.

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