Projekt von Arbeitsgemeinschaft Jugendevangelisation und CVJM Westbund
„Endlich normale Leute“ – Die erste christliche E-Sport-Liga startet
Eine Playstation im offenen Treff des CVJM, Gaming-Freizeiten für Jugendliche – Videospiele sind längst Teil evangelischer Jugendarbeit. Jetzt geht ein Team aus Gaming-begeisterten Jugendarbeitern noch einen Schritt weiter – und will mit der ersten Christlichen E-Sport-Liga (CEL) noch mehr junge Spielefreunde zusammenbringen.
Was daran christlich ist, erklärt Co-Organisator Martin Schott, der auch Bundessekretär für Teenagerarbeit und Sport beim CVJM Westbund ist, im Interview.
Herr Schott, was haben Games mit christlichem Glauben zu tun?
Als ein Kollege und ich 2019 erstmals darüber nachgedacht haben, diese Bereiche zu verbinden, da war das für viele unvorstellbar. Ich bin beim CVJM Westbund für den Sport zuständig, und damit hatte das schon mal gar nichts zu tun. Aber: In der Corona-Zeit haben wir drei Online-Turniere ausgerichtet, mit „Rocket League“ (Fußball mit Autos) und „Fifa“ (Fußball-Simulation) – und haben insgesamt 100 Leute erreicht. Die hatten teilweise gar nichts mit uns zu tun.
Das verbindende Element ist also die Gemeinschaft?
Ja. Und wir haben gesehen, dass wir nicht die Einzigen mit der Idee waren. Andere CVJM haben zum Beispiel Gaming-Freizeiten ausgerichtet. Da wurde morgens das Teamspiel am Computer trainiert, den Tag über war man draußen oder in einem Jugendgottesdienst. Abends gab es Wettbewerbe – und das dann über eine Woche. Anderes Beispiel: Online-Jungschar, wo man sich zum gemeinsamen Spielen verabredet hat. Das ploppte einfach immer mehr auf.
Wie ist die Idee einer E-Sports-Liga entstanden?
Wir als Organisatoren sind verbunden über die Arbeitsgemeinschaft Jugendevangelisation und sind selbst begeisterte Gamer. Da lag die Idee, etwas gemeinsam im Gaming-Bereich zu machen, sehr nahe. Jetzt wird es sechs Spieltage geben, ab dem 9. Februar. Wir spielen „Rocket League“ und „League of Legends“ (Strategiespiel in einer Fantasy-Welt) und haben jetzt 120 Einzelanmeldungen.
Was ist der Unterschied zu anderen Ligen?
Wir haben gemerkt: Wenn wir spielen, dann wollen wir das in einer coolen Atmosphäre machen. Es gibt so viele toxische Communitys, da wirst du als Anfänger gnadenlos fertig gemacht, wenn du mal einen Fehler machst. Altchristlich könnte man sagen: Bei uns soll das Ganze von Nächstenliebe geprägt sein. Wir wollen auch die Ausgrenzung abbauen, die Gamer immer noch erfahren. Gerade die, die vielleicht nicht so viele Freunde haben, die online aber Anschluss finden, denen wollen wir was anbieten. Und wir haben durchaus die Erfahrung gemacht: Die jungen Menschen kommen auch wieder, selbst wenn sie sonst nichts mit uns zu tun haben.
Bauen Sie dann bewusst christliche Impulse ein oder geht es rein um das gemeinschaftliche Zocken?
Der Grundgedanke ist: Wir sind hier um als Christen zu zocken. Und da wollen wir als Organisatoren Zeugen unseres Glaubens sein. Also: davon zu sprechen und das vorleben, ohne halbstündige Predigten zu halten. Zum Auftakt und Abschluss der Liga wird es aber jeweils kurze Impulse geben, das haben wir von vornherein so kommuniziert. Da werden die Spiele ein bisschen zum Gleichnis.
Ein Beispiel?
Privat spiele ich „Dota“ (ähnlich wie „League of Legends“, d. Red.). Da ist zum Beispiel Teamwork sehr wichtig. Jeder hat seine Rolle und seine Aufgaben, anders kann man keinen Erfolg haben. Und das finden wir ja auch bei Paulus: ein Leib, viele Glieder.
Wie wollen Sie es schaffen, keine toxische Community zu werden?
Als Ethos der Liga haben wir drei Prinzipien festgehalten, um die es gehen soll: Spaß, Fairness, Respekt. Das werden wir auch immer wieder thematisieren, wenn wir mitbekommen, irgendwo läuft was verkehrt. Dafür sind wir für die Spieler fast jederzeit erreichbar, wenigstens an den Spieltagen. Es soll nicht primär ums Gewinnen gehen. Aber natürlich gibt’s für den Gesamtsieger auch einen Pokal.
Sie sagten eben, Corona hat zu mehr Akzeptanz von Spielen geführt, auch in der christlichen Jugendarbeit. Wie äußert sich das?
Vor allem in der Erkenntnis: Die Kids machen das sowieso. Da sind jetzt viele dankbar, dass wir es mit ihnen machen. Weil sie verstanden haben, dass das besser ist, als wenn sie allein im Zimmer versacken. Viele waren skeptisch, aber jetzt sehen sie die Möglichkeiten. Das war vor vier Jahren noch deutlich schwieriger zu vermitteln.
Und was sagen die Jugendlichen selbst?
Der CVJM-Gesamtverband hat 2020 und 2021 die Level-Up-Konferenz ausgerichtet, quasi ein Forum für christliche Nerds. Und ich weiß noch, da schrieb irgendwo jemand: „Endlich normale Leute.“ So nach dem Motto: „Wie schön, wir sind alle Christen, aber wir zocken auch gern. Das verstehen in meinem sonstigen Umfeld vielleicht nicht alle. Aber hier fühle ich mich wohl.“ Das fand ich cool.